Lenin und die Bolschewiki 1917

(unveröff. Hausarbeit SS 1999)

Lenin und die Bolschewiki 1917. Die Neuorientierung der Bolschewiki zwischen Februarrevolution und Aprilkonferenz: Innerparteiliche Demokratie und die Rolle Lenins.

Von Florian Wilde.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Einleitung 1
  2. Hauptteil 4

2.1 Die Auseinandersetzungen innerhalb der Bolschewiki zwischen 4

Februarrevolution und der Rückkehr Lenins

2.1.1 Die Bolschewiki in der Februarrevolution 4

2.1.2 Doppelherrschaft 5

2.1.3 Die Auseinandersetzungen innerhalb der Bolschewiki bis

zur Rückkehr Kamenews und Stalins 6

2.1.4 Auf dem Weg nach rechts 9

2.1.5 Lenins „Briefe aus der Ferne“ 12

2.2 Lenins Kampf um die Partei 14

2.2.1 Lenins Rückkehr 14

2.2.2 Die Aprilthesen und der totale Bruch mit der

„demokratischen Diktatur“ 15

2.2.3 Die Reaktion der „alten Bolschewiki“ 17

2.2.4 Lenin gewinnt die Partei 18

  1. Schluß 22
  2. Quellen- und Literaturverzeichnis 24

4.1 Quellen 24

4.2 Darstellungen 24

  1. Einleitung:

Ein erstaunliches Merkmal der Okoberrevolution 1917 war, daß sie von einer Partei geführt wurde, die noch zu Beginn des Jahres 1917 die baldige Möglichkeit eben dieser Revolution bestritten hatte. Seit ihrer Entstehung 1903 war eine der Grundannahmen der Bolschewiki gewesen, eine kommende russische Revolution könne nicht über den Rahmen einer bürgerlich-demokratischen Revolution hinausgehen. Doch bereits die Februarrevolution überschritt den Rahmen einer bürgerlichen Revolution. Die Arbeiterklassse hatte über die Räte (Sowjets) „de facto“1 die Macht im Lande inne. Und die Okoberrevolution bedeutete die Übernahme der Macht durch eine sozialistische Partei (die Bolschewiki), mit sozialistischem Programm und dem klaren Ziel des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaftsordnung im Weltmaßstab. Um aber die Oktoberrevolution erfolgreich führen zu können, war eine theoretische „Umbewaffnung“2 bzw. Neuorientierung der Partei notwendig. Dieser Prozeß der theoretischen (und in der Folge auch praktischen) Neuorientierung der Partei fällt in die Zeit zwischen der Februarrevolution und der „Aprilkonferenz“ (24.-29.04.) der Bolschewiki. Dieser Zeitabschnitt soll im Folgenden untersucht werden.

Dabei möchte ich zunächst der Frage nachgehen, inwieweit die Bolschewiki eine demokratisch organisierte Partei waren. Viele Kritiker der Bolschewiki verneinen einen demokratischen Charakter der Partei, so schreibt z.B. Martin Müller:

So disqualifiziert der geringere Grad des Bewußtseins die Parteimitglieder zu bloßen Befehlempfängern; Diskussionen verlieren ihren Sinn; die Parteiführung hat die Vermutung der Richtigkeit ihrer Entschlüsse für sich. Einer Opposition wird so von vornherein die theoretische Voraussetzung ihres Tuns entzogen, wie sie auch durch die organisatorischen Strukturen der Partei gesetzten Bedingungen keine Chance für die Durchsetzung ihres Konzepts erhält.“ Ob eine Diskussion der politischen Richtungen stattfindet, sei „in das Ermessen der im Amt befindlichen Parteifunktionäre gestellt. Nur wenn sie von der Diskussion einen ihre Herrschaft stabilisierenden Effekt erwarten können, werden sie eine solche zulassen. Parteitage und ähnliche Vertretungskörperschaften müssen so zwangsläufig zu Akklamationsorganen degenerieren. … Insgesamt erweist also die Analyse der innerparteilichen Willensbildung die Leninsche Partei als hierarchisch aufgebaute Organisation, in der sich die Willensbildung konsequent von der Spitze zur Basis vollzieht.“Weiter schreibt er von einer „totalen Gängelung der Parteimitglieder“.3 Ähnlich argumentiert auch Stephen Cohen, der das Bild einer „totalitären oder im Keim totalitären Partei“4 zeichnet. Entspricht dieses Bild einer von oben nach unten hierarchisch aufgebauten, undemokratischen und totalitären Partei tatsächlich der Realität? Fanden Diskussionen tatsächlich nur statt, wenn sich die Parteiführung einen „ihre Herrschaft stabilisierenden Effekt“ erwartete?

Für die Beantwortung dieser Frage erscheint mir der gewählte Zeitraum außerordentlich geeignet zu sein, ist er doch ein Zeitraum jäher und schroffer Wendungen, ein Zeitraum, in dem die Partei einer völlig neuen, unerwarteten Situation gegenüberstand und mit ihr umzugehen lernen mußte. Die für den Erfolg der Oktoberrevolution so entscheidende Neuorientierung der Partei fand in diesem Zeitraum statt.

Diese Neuorientierung ist wesentlich auf die Rückkehr Lenins nach Rußland und sein Eingreifen in die innerparteilichen Auseinandersetzungen zurückzuführen. Auch dieser Frage möchte ich nachgehen: War diese Neuorientierung das Ergebnis des diktatorischen Eingriffs eines allmächtigen Parteiführers oder stand sie nicht vielmehr im Kontext leidenschaftlicher, demokratischer Debatten und Auseinandersetzungen, in denen Lenin seine Position durchsetzte?

Waren die Parteitage dieses Zeitraums tatsächlich Akklamationsorgane, wie Martin Müller schreibt? Verhielten sich die Parteimitglieder als bloße Befehlsempfänger?

Eingebettet in den historischen Kontext von Februarrevolution und Doppelherrschaft sollen die Auseinandersetzungen innerhalb der Partei zwischen Februarrevolution und Aprilkonferenz dargestellt werden, um am Schluß zu versuchen, die Fragen nach dem demokratischen Charakter der Bolschewiki und nach dem Grund für Lenins Erfolg bei der Neuorientierung der Partei zu beantworten.

Dabei unterteile ich diesen Zeitraum in zwei Abschnitte:

Erstens die innerparteilichen Auseinandersetzungen von der Februarrevolution bis zur Rückkehr Lenins, zweitens Lenins Kampf um die Partei bis zur Aprilkonferenz.

Diese Einteilung erscheint mir sinnvoll, stellte doch die Rückkehr Lenins eine Zäsur in den Auseinandersetzungen innerhalb der Bolschewiki dar.

Als Hauptquellen für diesen Zeitraum stütze ich mich auf Nikolaj Suchanows „Tagebuch der Russischen Revolution“5sowie auf verschiedene Schriften Lenins aus dieser Zeit. Weitere wichtige Quellen zu den innerparteilichen Auseinandersetzungen, die mir im Original leider oft nicht zugänglich waren, habe ich Trotzkis „Geschichte der Russischen Revolution“6 und dem zweiten Band der Leninbiographie des englischen Marxisten Tony Cliff7 entnommen.

Alle Daten entsprechen dem damals in Rußland verwendeten julianischen Kalender, der 13 Tage hinter dem im Westen gebrauchten gregorianischen zurückliegt. Für die russische Hauptstadt verwende ich den damals offiziell gebrauchten Namen Petrograd.

2.Hauptteil:

2.1 Die Auseinandersetzungen innerhalb der Bolschewiki von der Februarrevolution bis zur Rückkehr Lenins

2.1.1 Die Bolschewiki in der Februarrevolution

Die Februarrevolution begann mit den Demonstrationen der Wyborger Textilarbeiterinnen anläßlich des internationalen Frauentages am 23.02.1917. Innerhalb weniger Tage schlossen sich ihnen zehntausende Arbeiter an, seit dem 25.02. herrschte in Petrograd Generalstreik. Die daraufhin eingesetzten Truppen weigerten sich ab dem 27.02. auf die Arbeiter zu schießen. Binnen drei Tagen schlugen sich 170.000 Soldaten auf die Seite der Arbeiter. Unter dem Druck der Massen mußte der Zar am 02.03. abdanken, die Autokratie hatte ihr Ende gefunden.8 „Vier führungslose und von spontanen Aktionen geprägte Tage auf den Straßen setzten dem Imperium ein Ende.“9

Die Februarrevolution war eine spontane Revolution. Sie war von keiner Partei vorbereitet oder geplant worden, im Gegenteil, alle politischen Kräfte Russlands inklusive der Bolschewiki waren von ihrem Ausbruch völlig überrascht. Sie war „ein spontaner Ausbruch von Unzufriedennheit, mit dem am ehesten noch die zaristische Geheimpolizei, nicht aber revolutionäre und oppositionelle Kräfte gerechnet hatten.“10

So dauerte es bis zum 25.02., bis die Bolschewiki ein erstes Flugblatt herausbrachten, das zum Generalstreik aufrief, also erst nachdem bereits 200.000 Arbeiter ihre Arbeit niedergelegt hatten.11 Noch am gleichen Tag weigerte sich Schliapnikow, einer der führenden Bolschewiki in Petrograd, Waffen an die Arbeiter verteilen zu lassen.12

Ein Grund für die Unfähigkeit der Bolschewiki, der Bewegung eine politische Führung geben zu können, lag sicherlich in der Schwäche ihrer Leitungsorgane in Petrograd: Das „Petersburger Komitee13“ (PetKom) der Bolschewiki, d.h. ihre stadtweite Leitung, war im Dezember 1916 fast vollständig verhaftet worden.14 Wichtige Führer der Bolschewiki wie Lenin und Sinovjew waren im europäischen Exil, andere wie Kamenew, Stalin, Muranow in der sibirischen Verbannung.

Außerdem waren die organisierten Bolschewiki eine winzige Minderheit unter den Hunderttausenden, die aktiv an der Februarrevolution teilnahmen:

Anfang März hatten die Bolschewiki in ganz Petrograd, dem Zentrum der Februarrevolution, etwa 2000 Mitglieder15, nach anderen Angaben 300016. Unter den 40.000 in den Putilov-Werken beschäftigten waren gerade einmal 150 Bolschewiki, in dem Arbeiterstadtteil Vyborg betrug ihre Zahl 50017, im ganzen Zarenreich waren es etwa 24.00018.

Obwohl die Bolschewistische Partei die Februarrevolution politisch nicht führte, waren es doch meist bei den Bolschewiki organisierte Arbeiter, die innerhalb dieser spontanen Revolution eine führende Rolle spielten.19

2.1.2 Doppelherrschaft

So spontan und zu diesem Zeitpunkt unerwartet die Februarrevolution war, so wenig hatte irgendwer mit ihrem direkten Ergebnis gerechnet. An die Stelle der Zarenherrschaft trat ein in der Geschichte bisher nie dagewesenes, „eigenartiges“20Phänomen: die Doppelherrschaft. Auf der einen Seite stand die aus der alten Duma hervorgegangene „großbürgerliche“21„Provisorische Regierung“, auf der anderen die „inoffizielle, aber um so realere Regierung der werktätigen Massen in Gestalt der Sowjets.“22

Bereits in der Revolution von 1905 waren Sowjets, also Arbeiterräte, aus den Kämpfen der Arbeiterschaft heraus als Organe zur Koordinierung und Leitung von Arbeitskämpfen entstanden. Im Zuge der Februarrevolution, schossen diese Sowjets erneut „überall wie Pilze aus dem Boden.“23 In den Petrograder Fabriken, aber auch in den Kasernen wurden Delegierte für den Petrograder Sowjet gewählt, der am Abend des 27.02. erstmals im Taurischen Palast zusammentrat. Die Sowjets hatten „de facto“24 die Macht inne. Allerdings übertrugen Menschewiki und Sozialrevolutionäre, die den Petrograder Sowjet dominierten, die Bildung der Provisorischen Regierung an die Konservativen und die Konstitutionelldemokratische Partei (Kadetten).

Die Parteien, die die erste Regierung des Fürsten Lwow gebildet hatten, waren bestrebt, die Revolution auf den Sturz Zar Nikolaus II. zu beschränken und, wenn möglich, die Monarchie zu retten; sie waren bestrebt, den Krieg fortzuführen…“25

2.1.3 Die Auseinandersetzungen innerhalb der Bolschewiki bis zur Ankunft Stalins und Kamenews

Auch die Bolschewiki waren von der Doppelherrschaft überrascht: „An Doppelherrschaft hat früher niemand gedacht und konnte niemand denken“26, schrieb Lenin im März 1917. Es herrschte massive Uneinigkeit über den nun einzuschlagenden Kurs. „Die Bolschewistische Partei befand sich seit der Februarrevolution in einem Zustand der Verwirrung,“27so der Historiker Georg von Rauch. Und Trotzki schreibt: „Der erste Monat der Revolution war für die Bolschewiki eine Zeit der Fassungslosigkeit und Schwankungen.“28

Jahrelang hatte folgende, vor allem von Lenin entwickelte Annahme die Vorstellung der Bolschewiki über die kommende Revolution bestimmt:

Diese Revolution müsse ihrem Wesen nach eine „bürgerliche“ sein, ihr Ergebnis die Einführung des Kapitalismus in Russland. Denn „je vollständiger und entschiedener, je konsequenter die bürgerliche Revolution sein wird, desto gesicherter wird der Kampf des Proletariats gegen die Bourgeoisie und für den Sozialismus sein.“29Ähnlich wie in Deutschland 1848 sei die Bourgeoisie allerdings zu schwach und zu feige, eine bürgerlich-demokratische Revolution gegen den Zarismus durchzuführen.

Lenin: „Ein konsequenter Kämpfer für die Demokratie kann nur das Proletariat sein. Ein siegreicher Kämpfer für den Demokratismus kann das Proletariat nur unter der Bedingung werden, daß sich die Masse der Bauernschaft seinem revolutionärem Kampf anschließt. Reicht die Kraft des Proletariats dazu nicht aus, dann wird sich die Bourgeoisie an der Spitze der demokratischen Revolution erweisen und ihr einen inkonsequenten und eigennützigen Charakter verleihen. Um das zu verhindern gibt es kein anderes Mittel als die revolutionär-demokratische Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft.“30 „Doch selbstverständlich wird das keine sozialistische, sondern eine demokratische Diktatur sein.“, die „im besten Fall“ imstande sein wird, eine „radikale Neuverteilung des Grundeigentums zugunsten der Bauernschaft vorzunehmen, einen konsequenten und vollen Demokratismus bis zur Errichtung der Republik durchzuführen, … für eine ernsthafte Verbesserung der Lage der Arbeiter … den Grund zu legen.31

Doch was hieß das 1917 in der konkreten Situation der Doppelherschaft von provisorischer Regierung und Sowjets? Sollte man die provisorische Regierung, das „Kabinett des Großbürgertums“32, die ja zweifelsohne weit entfernt von einer „demokratisch-revolutionären Diktatur der Arbeiter und Bauern“ war, unterstüzen oder bekämpfen?

Innerhalb der Bolschewiki führte diese Frage zu heftigen Auseinandersetzungen.

Auf der einen Seite standen diejenigen Bolschewiki, die die Macht an die Bourgeoisie übergeben und deren Provisorische Regierung kritisch unterstützen wollten, vor allem die Mehrheit des PetKom33. So berichtet Suchanow, daß auf der Sitzung des Exekutivkomitees des Petrograder Sowjet am 01.03.1917, als über die Frage der Übergabe der Macht an eine „großbürgerliche Regierung“ abgestimmt wurde, niemand dagegen stimmte, obwohl 11 der 39 Mitglieder des Exekutivkomitees Bolschewiki waren und drei Mitglieder des ZK der Bolschewiki, unter ihnen Molotow und Schliapnikow, an der Sitzung teilnahmen34.

Am nächsten Tag zwangen „Massenproteste gegen die ersten Verlautbarungen (des Außenministers, Anm.d.Verf.) Miljukows über die Absichten der Provisorischen Regierung … das Exekutivkomitee, eine wesentlich reserviertere und machtbewußtere Haltung gegenüber der Regierung zum Ausdruck zu bringen.“35 So wurde am 02.03. vom Perograder Sowjet die kritische Unterstützung der Provisorischen Regierung beschlossen, insoweit, als (postolku, poskolku) sie eine Reformpolitik im Sinne der Arbeiterschaft mache. Ein bolschewistischer Gegenentwurf, der jede Verständigung mit der provisorischen Regierung ablehnte, erhielt nur 14 Stimmen (bei 400 anwesenden Delegierten), obwohl ca.40 bolschewistische Delegierte an der Sitzung teilnahmen.

Am 03.03. verabschiedete auch das PetKom eine Resolution, die Provisorische Regierung insoweit zu unterstützen, wie sie die Interessen des Proletariats vertrete.36

Auf der anderen Seite gab es von anfang an massiven Widerstand innerhalb der Bolschewiki gegen den Kurs des PetKom und des rechten Flügels der Bolschewiki im Sowjet. Dieser Wiederstand kam von der Basis der Partei, vor allem von Seiten des Wyborger Komitees der Bolschewiki. Bereits am 27.02. verteilte es ein Flugblatt mit der Forderung der Übergabe der gesamten Macht an die Sowjets. Das Wyborger Komitee führte „tausendköpfige Versammlungen von Arbeitern und Soldaten durch, die fast einstimmig Resolutionen über die Notwendigkeit der Machtergreifung durch den Sowjet annahmen.“37 Diese Resolutionen wurden gedruckt und plakatiert, bis das PetKom dieses mit einem Verbot belegte, an das das Wyborger Komitee sich halten mußte38. Am 05.03. wurde eine Resolution des Wyborger Komitees im PetKom der Bolschewiki eingebracht. Auch in dieser Resolution wurde die augenblickliche Übernahme der Macht durch eine provisorische, revolutionäre Regierung der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte in ganz Russland, die Bewaffnung der Arbeiter, demokratische Strukturen in der Armee und Konfiszierung des Landbesitzes gefordert. Für diese Resolution stimmte im PetKom nur der Wyborger Delegierte Schutko39.

Auch in der Frage des 8-Stunden-Tages, für den die Petrograder Arbeiter den ganzen März hindurch kämpften, gerieten das Wyborger Komitee mit dem Petrograder Sowjet und dem PetKom der Bolschewiki hart aneinander:

Am 05.03. stimmte der Petrograder Sowjet mit 1.170 zu 30 Stimmen einer Resolution zu, in der die streikenden Arbeiter zur Rückkehr an ihre Arbeitsplätze aufgefordert wurden. Das Wyborger Kommite der Bolschewiki erkärte daraufhin diese Resolution für nichtig, solange der 8-Stunden-Tag nicht eingeführt sei und organisierte sogar eine Demonstration gegen den Beschluß des Sowjets. Das PetKom wurde vom Wyborger Kommite aufgefordert, stadtweit den Kampf für den 8-Stunden-Tag, die demokratische Republik, die Komfiszierung allen Landbesitzes und das Ende des Krieges aufzunehmen und eine Großdemonstration zu organisieren. Doch das PetKom lehnte ab. In Wyborg beschloß man darauf, den Kampf für den 8-Stunden-Tag im Stadtteil fortzusetzen40.

Das russische Büro des Zentralkomitees der Bolschewiki (bestehend aus Schliapnikow, Molotow und Saluzi) stand anfangs zwischen dem PetKom auf der Rechten und dem Wyborger Komitee auf der Linken. Es näherte sich mit seinen Forderungen anfang März insgesamt der Haltung der linken Wyborger Bolschewiki (also: nur eine Regierung der Räte ist in der Lage, das bolschewistische Minimalprogramm [8-Stunden-Tag, Konfiszierung des Landbesitzes, baldige Abhaltung der Wahlen zur Konstituierenden Versammlung] durchzusetzen) an41. Die von Molotow redigierte „Prawda“ forderte denn auch den sofortigen Rücktritt der Regierung Lwow und die Übertragung der Macht an eine Sowjet-Regierung42.

2.1.4 Auf dem Weg nach Rechts

Die Situation innerhalb der Bolschewiki wird mit der Rückkehr Stalins und Kamenews (sowie Muranows) aus der sibirischen Verbannung am 12.03. noch verworrener, die „das Steuer der offiziellen Parteipolitik schroff nach rechts warfen“43. Kamenew, Bolschewist der ersten Stunde und „immer auf dem rechten Flügel der Partei“44, „immer auf ihrem rechten, versöhnlerischen, passiven Flügel“45, besaß ein hohes Maß an Autorität in der Partei, und Stalin war das dienstälteste Mitglied des 1912 gewählten ZK. Sie setzten das (linke) russische Büro des ZK ab, übernahmen gemeinsam am 15.03. die Redaktion der „Prawda“ und hatten somit bis zur Rückkehr Lenins „praktisch die Parteiführung inne“46.

Die „Prawda“ war innerhalb weniger Tage „kaum wiederzuerkennen“47.

Zu der Frage der Fortsetzung des Krieges z.B. war in der „Prawda“ vom 15.03. zu lesen:

When an army stands against an army, the most absurd policy would be to propose that one of them lay down it´s arms and go home. This policy would not be a policy of peace, but a policy of slavery, a policy wich the free people would reject with indignation. No, the free people will stand firmly at their posts, will reply bullet for bullet and shll for shall. This is unavoidable.48

Für Lenins Biograph Tony Cliff „a position almost indistinguishable from that of the social chauvinists.49

Weiter heißt es: „Nicht die Desorganisation der revolutionären und revolutionierenden Armee und nicht die inhaltlose Formel „Nieder mit dem Krieg“ ist unsere Losung. Unsere Losung ist: Druck auf die zeitweilige Regierung mit dem Ziele sie zu zwingen, offen vor die Weltdemokratie zu treten, mit dem Versuch, alle Kriegsführenden Staaten zu veranlassen, unverzüglich in Unterhandlungen zu treten … Bis dahin aber soll jeder auf seinem Posten bleiben.50 Trotzki schrieb darüber sechs Jahre später: „Die Idee, auf die imperialistischen Regierungen einen Druck auszuüben, mit dem Ziele, sie für einen edlen Schritt „geneigt“ zu machen, war das Programm von Kautsky … in Deutschland … aber niemals ein bolschewistisches Programm.“51

Auch für Georg v.Rauch nahmen Kamenew und Stalin damit unverhohlen eine Position der Vaterlandsverteidigung ein52.

Über die Wirkung des neuen Kurses der „Prawda“ schrieb Schliapnikow:

Der Tag des Erscheinens der ersten Nummer der umgestalteten Prawda war ein Triumphtag für die Landesverteidiger. Das ganze Taurische Palais …[war] von der Neuigkeit erfüllt: dem Siege der gemäßigten, vernünftigen Bolschewiki über die Extremen. Im Exekutivkomitee selbst empfing man uns mit giftigem Lächeln … Als diese Nummer der „Prawda“ in die Fabriken gelangte, rief sie unter den Mitgliedern unserer Partei und den mit ihr sympathisierenden tiefes Erstaunen hervor und höhnende Freude bei den Gegnern. … Die Empörung in den Bezirken war groß, und als die Proletarier erfuhren, daß die „Prawda“ von drei aus Sibirien angekommenen früheren Leitern des Blattes eigenmächtig übernommen worden sei, verlangten sie deren Ausschluß aus der Partei.53

Auch aus Wyborg kam scharfer Protest gegen den neuen Kurs der Zeitung, wohingegen das PetKom mehr und mehr unter den Einfluß Stalins und Kamenews fiel. Letzterer schlug am 18.03. sogar vor, die „insoweit, als“ (postolku, poskolku) Politik gegenüber der Provisorischen Regierung in direkte Unterstützung umzuändern. Gegen einigen Widerstand fand dieser Vorschlag die Unterstützung des PetKom54.

Bis zur Rückkehr Lenins befand sich die Partei (gegen den Widerstand von weiten Teilen der Basis) auf dem Weg nach rechts. Mehr und mehr näherten sich die Bolschewiki den Menschewiki an, ein vereinigter, „linker Block“ zeichnete sich ab. Suchanow berichtet, Kamenew sei von dem Gedanken eines linken „Zimmerwaldblocks“ sehr angetan gewesen55.

Auch Trotzki schreibt: „Die Fraktion Kamenew-Stalin verwandelte sich immer mehr in die linke Flanke der sogenannten revolutionären Demokratie.56

Noch deutlicher formulierten Kamenew und Stalin ihre Haltung auf der VI.Allrussischen Konferenz der bolschewistischen Partei ab dem 28.03. in Petrograd.

Zwei Fragen standen hier in Zentrum: Die nach wie vor in der Partei umstrittene Haltung zur Provisorischen Regierung und die Möglichkeit einer Vereinigung von Bolschewiki und Menschewiki.

Das Referat zur Frage der Haltung gegenüber der Provisorischen Regierung hielt am 29.03. Stalin. Er führte in diesem Referat aus:

Die Macht ist auf zwei Organe aufgeteilt, von denen aber keines die volle Macht inne hat. … Die Rolle sind verteilt. … Der Sowjet ist der revolutionäre Führer des aufständischen Volkes, ein die Provisorische Regierung kontrollierendes Organ. Die Provisorische Regierung dagegen hat faktisch die Rolle des Befestigers der Errungenschaften des revolutionären Volkes übernommen. … Sofern die Provisorische Regierung die Schritte der Revolution festigt, ist sie zu unterstützen, sofern sie konterrevolutionär ist, ist eine Unterstützung der Provisorischen Regierung unzulässig.“57Interessanterweise ist das Protokoll dieser Konferenz erst lange nach Stalins Tod – 1962 – in der Sowjetunion veröffentlicht worden.

Stalin zeichnete hier das idyllisches Bild einer Arbeitsteilung von Provisorischer Regierung und Sowjet. Ein Bild, daß auf einigen Widerstand traf. Der Bolschewik Skrypnik erklärte: „The government ist not fortifying, but checking the cause of the revolution. There can be no more talk of supporting the government. There is a conspiracy of the provisional governmant against the people and the revolution, and it is necessary to prepare for a struggle against it.“58

Auch Nogin erklärte, es müsse über Widerstand gegen die Regierung und nicht über ihre Unterstützung geredet werden.59

Die Stimmung auf dieser Konferenz war, so Deutscher, „unklar und niedergeschlagen“60. Stalin in seiner Funktion als Vorsitzender der Konferenz versuchte, zwischen den sich immer weiter von einander entfernenden Flügeln der Partei zu vermitteln, um ihr Auseinanderbrechen zu verhindern und machte dementsprechend selbst eine Reihe von Schwankungen und Zugeständnissen. So sah er sich gezwungen, die Erwähnung der Unterstützung der Provisorischen Regierung zu streichen.61 Im wesentlichen aber konnten Stalin und Kamenew ihre Position auf der Konferenz durchsetzen62, so auch in der Frage der Vereinigung von Bolschewiki und Menschewiki, zu der Stalin erklärte: „Es ist notwendig, unsere Vorschläge über die Linie der Vereinigung festzulegen. Eine Vereinigung auf der (von Lenin stets als pazifistisch bekämften, Anm.d.Verf.) Linie Zimmerwald-Kienthal ist möglich.“63

2.1.5 Lenins „Briefe aus der Ferne“

Während sich die Bolschewiki in Russland in einem Zustand tiefster Verwirrung befanden und von heftigen, innerparteilichen Auseinandersetzungen geprägt waren, mit einer politischen Führung, die sich auf die Positionen der Vaterlandsverteidigung, der Unterstützung der Provisorischen Regierung und der Vereinigung mit den Menschewiki hinbewegte, saß Lenin, der offizielle Führer des Bolschewismus, in seinem schweizer Exil in Zürich. Vorerst an einer Rückkehr nach Russland gehindert, versuchte er die Politik seiner Partei durch insgesamt fünf „Briefen aus der Ferne“, geschrieben zwischen dem 07. und 26.03., zu beeinflussen. In seinem ersten Brief vom 07.03. schrieb er: „Wer sagt, daß die Arbeiter die neue Regierung im Interesse des Kampfes gegen die Reaktion des Zarismus unterstützen sollen, … der ist ein Verräter der Arbeiter, ein Verräter an der Sache des Proletariats, an der Sache des Friedens und der Freiheit. Denn in Wirklichkeit ist gerade diese neue Regierung bereits an Händen und Füßen durch das imperialistische Kapital, durch die imperialistische Kriegs- und Raubpolitik gebunden, sie begann bereits Übereinkommen mit der Dynastie abzuschließen …, sie arbeitet bereits an der Restaurierung der Zarenmonarchie …

Unsere Revolution ist eine bürgerliche – sagen wir Marxisten -, deshalb müssen die Arbeiter dem Volk über den Betrug der bürgerlichen Politikaste die Augen öffnen und es lehren, Worten keinen Glauben zu schenken, sich nur auf die eigenen Kräfte, die eigene Organisation, auf den eigenen Zusammenschluß, auf die eigene Bewaffnung zu verlassen….

Welche Verbündete hat das Proletariat in der gegenwärtigen Revolution?

Es hat zwei Verbündete: erstens die breite, viele dutzend Millionen zählende Masse der halbproletarischen und zum Teil kleinbäuerlichen Bevölkerung in Russland, die die ungeheure Mehrheit der Bevölkerung stellt. …Zweitens hat das russische Proletariat einen Verbündeten im Proletariat aller kriegsführenden und überhaupt aller Länder. …

Mit diesen beiden Verbündeten kann und wird das Proletariat Russlands unter Ausnutzung der Besonderheiten des gegenwärtigen Übergangsstadiums zuerst zur Eroberung der demokratischen Republik und des vollen Sieges der Bauern über die Gutsbesitzer … dann aber zum Sozialismus schreiten, der allein den vom Krieg gemarterten Völkern Frieden, Brot und Freiheit geben wird.“64

Vor allem der erste „Brief aus der Ferne“ ist ein scharfer Angriff auf die Politik der russischen Führung der Bolschewiki, die er indirekt wegen ihrer Position der kritischen Unterstützung gar als „Verräter an der Sache des Proletariats“ (s.o.) bezeichnet.

(Interessant ist, daß Stalin dessen ungeachtet genau diese Position in seinem Referat auf der Allrussischen Konferenz vertrat.[s.o.])

Noch weitaus bemerkenswerter allerdings ist der totale Bruch mit der ganzen bisherigen (von Lenin selbst entwickelten und verteidigten) Revolutionstheorie der Bolschewiki, der sich im ersten „Brief aus der Ferne“ abzeichnet. Seit 1905 hatte Lenin (und mit ihm die Bolschewiki) erklärt, eine kommende Revolution in Russland würde „selbstverständlich … keine sozialistische65 sein. Und nun schrieb er, daß Proletariat könne nach der Eroberung der demokratischen Republik gleich weiter zum Sozialismus schreiten!

Lenin stellte sich mit diesen Briefen in offenen Gegensatz zur Führung der Bolschewiki in Rußland, die unbeirrt an ihrem Kurs festhielt (man vergleiche den ersten Brief aus der Ferne mit Stalins Referat auf der Allrussischen Konferenz) und von den insgesamt fünf Briefen nur den ersten veröffentlichten, und auch den um ein Fünftel gekürzt.66 Um die Partei für seine Positionen zu gewinnen, war ein harter Kampf unausweichlich.

2.2 Lenins Kampf um die Partei

2.2.1 Lenins Rückkehr

Lenin kehrte am 03.04. nach Petrograd zurück. Zu seiner Begrüßung hatte das PetKom einige tausend Arbeiter und Soldaten zum Finnländischen Bahnhof mobilisiert. Das mit Lenins sofort ein anderer Wind in Russland einzug hielt, wird in Suchanows Schilderung seiner Ankunft anschaulich verdeutlicht:

Als Lenin die Mitte des Zimmers [des Bahnhofsgebäudes, in und vor dem die Menschen warteten, Anm.d.Verf.] erreicht hatte, blieb er vor Tscheidse67 stehen, als sei er gegen ein unerwartetes Hindernis gestoßen, worauf Tscheidse, ohne sein mürrisches Aussehen aufzugeben, im perfekten Geist, Text und Ton einer Predigt folgende „Begrüßungsansprache“ hielt:

Genosse Lenin, im Namen des Petersburger Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten und im Namen der ganzen Revolution begrüßen wir Sie in Rußland … Aber wir sind der Ansicht, daß es jetzt zur Hauptaufgabe der revolutionären Demokratie gehört, gegen alle inneren und äußeren Feinde zu verteidigen. Wir sind der Ansicht, daß für dieses Ziel nicht eine Spaltung, sondern eine Vereinigung aller demokratischen Kräfte notwendig ist. Wir hoffen, daß sie zusammen mit uns dieses Ziel verfolgen werden. …“

Tscheidse hielt inne. Ich hatte vor Überaschung den Kopf verloren: Wie sollte man sich eigentlich angesichts dieser „Begrüßung“ und dieses wunderhübschen „Aber“ verhalten…? Lenin wußte jedoch offenbar sehr wohl, wie er sich dazu zu stellen habe. Er stand da, als ging ihn das Geschehen nichts an, blickte nach allen Seiten, … drehte sich dann aber ganz von der Delegation des Exekutivkomitees ab, und „antwortete“ folgendermaßen:

Liebe Genossen, Soldaten, Matrosen und Arbeiter! Ich bin glücklich, in euch die siegreiche russische Revolution, euch als die Avantgarde der proletarischen Armee der ganzen Welt zu begrüßen. … Der imperialistische Raubkrieg ist der Beginn eines Bürgerkrieges in ganz Europa . … Die Stunde ist nicht mehr fern, da auf den Ruf unseres Genossen Karl Liebknecht die Völker ihre Waffen gegen ihre kapitalistischen Ausbeuter wenden werden. … Die Morgenröte der sozialistischen Weltrevolution hat schon begonnen. … Die von euch vollzogene russische Revolution hat … eine neue Epoche eingeleitet. Es lebe die sozialistische Weltrevolution!“68

Hier als Begrüßung die Verteidigung der demokratischen Revolution, da als Antwort die sozialistische Weltrevolution – nicht umsonst beschreibt Suchanow die Rückkehr Lenins als „Blitz aus heiterem Himmel“69.

2.2.2 Die Aprilthesen und der totale Bruch mit der „demokratischen Diktatur“

Am folgenden Tag präsentierte Lenin der Partei eine kurze schriftliche Darstellung seiner Ansichten, die sogenannten „Aprilthesen“, eines der wichtigsten Dokumente der Revolution.

In ihnen gibt Lenin „einfache Gedanken in einfachen, allen verständlichen Worten“70 wieder. Zusammengefasst erklärte Lenin:

Der Krieg ist ein imperialistischer Krieg, daher sind auch nur die geringsten „Zugeständnisse an die „revolutionäre Vaterlandsverteidigung“ unzulässig.“ Die Regierung, die diesen Krieg führt, darf „keinerlei Unterstützung“ erhalten, die Bolschewiki müssen sie entlarven und auf ihren Sturz hinarbeiten. Anstelle einer parlamentarischen Republik müssen die Bolschewiki für „eine Republik der Arbeiter-, Landarbeiter-, und Bauerndeputierten im ganzen Lande“ kämpfen, eine Forderung, die Lenin mit Erfahrungen aus der Pariser Kommune verknüpft: „Abschaffung der Polizei, der Armee, der Beamtenschaft. Entlohnung aller Beamten, die durchweg wählbar und jederzeit absetzbar sein müssen, nicht über den Durchschnittslohn eines qualifizierten Arbeiters hinaus.“ Da allerdings die Bolschewiki gegenüber „dem Block aller kleinbürgerlichen, opportunistischen Elemente“ (von den Sozialrevolutionären bis Tscheidse) in der Minderheit sind, müssen sie „gründlich, beharrlich und geduldig … aufklären“, um die Massen für ihre Politik zu gewinnen. Hinzukam ein konkretes Aktionsprogramm: „Nationalisierung des gesamten Bodens“, Arbeiterkontrolle der Banken und der Produktion.71 Jede dieser Forderungen, so Dietrich Geyer, „stand quer zu dem, was den anderen Räteparteien seit März 1917 zur Norm ihrer Politik geworden war.“72

Mit den Aprilthesen stellte sich Lenin aber auch quer zur Politik der bisherigen russischen Führung um Stalin und Kamenew (wie auch zur Politik des PetKom), sowohl was die Haltung zur provisorischen Regierung (keinerlei statt kritische Unterstützung) angeht, als auch in der Frage der Vaterlandsverteidigung und der Vereinigung mit den anderen linken Parteien.

Die Aprlithesen, noch mehr die kurze Zeit später veröffentlichten „Briefe über die Taktik“ stellen (wie bereits der erste „Brief aus der Ferne“) aber auch einen totalen Bruch mit der von Lenin entwickelten und bisher vertretenen Theorie der „demokratischen Diktatur“ dar. Noch im September 1914 hatte er in „Der Krieg und die russische Sozialdemokratie“ geschrieben, im Gegensatz zu Westeuropa, wo der Krieg die Erkämpfung des Sozialismus auf die Tagesordnung gesetzt habe, müsse die russische Sozialdemokratie ihre Forderungen auf „demokratische Republik (bei voller Gleichberechtigung und Selbstbestimmung aller Nationen), Konfiskation der Gutsbesitzerländereien und Achtstundentag“73 beschränken.

Nun aber hatten die Arbeiter und Soldaten faktisch die Macht in den Händen. Insoweit könnte man also sagen, die „demokratische Diktatur“ sei verwirklicht. Gleichzeitig war die Regierung „in den Händen … der Bourgeoisie“74, die die Verwirklichung zentraler Bestandteile des Programmes der „demokratischen Diktatur“ wie Gleichberechtigung der Nationen oder Nationalisierung des Landes verhinderte. Daher bestehe „die Eigenart der gegenwärtigen Lage in Russland … im Übergang von der ersten Etappe der Revolution, die … der Bourgeoisie die Macht gab, zur zweiten Etappe der Revolution, die die Macht in die Hände des Proletariats und der ärmsten Schichten der Bauernschaft legen muß.“75

Da die Bourgeoisie die Regierungsgewalt innehat, „ist die bürgerliche bzw. bürgerlich-demokratische Revolution in Russland beendet.“76 Weiter schrieb Lenin:

Hier erhebt sich lärmender Widerspruch, und zwar von Leuten, die sich gern „alte Bolschewiki“ nennen: Haben wir nicht bisher stets gesagt, daß die bürgerlich-demokratische Revolution nur durch eine „revolutionär-demokratische Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft zum Abschluß gebracht wird? … Ich antworte: Die bolschewistischen Losungen und Ideen sind im allgemeinen durch die Geschichte vollkommen bestätigt worden, konkret aber haben sich die Dinge anders gestaltet, als ich (oder sonst jemand) es erwarten konnte – orgineller, eigenartiger, bunter. … Wer jetzt lediglich von „revolutionär-demokratischer Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft“ spricht, der ist hinter dem Leben zurückgeblieben, der ist damit faktisch zum Kleinbürgertum übergegangen, der ist gegen den proletarischen Klassenkampf …“.

2.2.3 Die Reaktion der „alten“ Bolschewiki

Würde das sooft gezeichnete Bild von den Bolschewiki als einer autoritären, von oben nach unten diktatorisch gelenkten Partei stimmen, müsste man erwarten, daß die Partei mit einer 180°-Wendung augenblicklich und ohne lange Debatten auf den Kurs Lenins einschwenke.

Doch das Gegenteil war der Fall, es erhob sich ein Sturm der Entrüstung unter vielen langjährigen Kadern der Partei, von Lenin „alte“ Bolschewiki genannt. Auf der am 28.03. begonnen, weiter oben bereits erwähnten Allrussischen Konferenz der Bolschewiki, an deren Ende Lenin eintraf (am 04.04.), kam es zu heftigen Auseinandersetzungen über die Aprilthesen. Saleschki, Mitglied des PetKom, berichtet: „Die Thesen Lenins machten des Eindruck einer platzenden Bombe. … An jenem Tage fand Genossse Lenin selbst in unseren Reihen keine offenen Anhänger.“77

Suchanow berichtet, auf der Konferenz, die an diesem Tage über die Vereinigung mit den Menschewiki beschließen sollte (was von Lenin als Verrat am Sozialismus bezeichnet wurde78), erschien Lenin als „die Verkörperung der Spaltung“79.Anwesende Menschewiki riefen aus: „Das ist doch Unsinn, das ist doch der Unsinn eines Irren“80, der alte Sozialdemokrat Goldenberg, ehemaliges Mitglied im Zentralkomitee der Bolschewiki meinte: „Lenin hat seine Kandidatur auf einen seit dreißig Jahren in Europa lehrstehenden Thron angemeldet – den Thron Bakunins“81. Laut Suchanow war Lenin auch unter seinen Anhängern ideologisch völlig isoliert82. Als die Aprilthesen am 07.04. in der Prawda gedruckt wurden, wurden sie als persönliche Meinung Lenins gedruckt. Die Redaktion der Prawda hielt es für nötig, zu unterstreichen, daß dieses keineswegs ihre Meinung sei:

Was das allgemeine Schema des Genossen Lenin anbelangt, so erscheint uns dieses unannehmbar, da es davon ausgeht, daß die bürgerlich-demokratische Revolution abgeschlossen ist, und mit einer unverzüglichen Umwandlung dieser Revolution in eine sozialistische rechnet.“83

Das PetKom lehnte am 08.04. die Aprilthesen mit 13 zu 2 Stimmen bei einer Enthaltung ab84.

2.2.4 Lenin gewinnt die Partei

In Anbetracht der massiven Widerstände gegen Lenins Politik ist es erstaunlich, in wie kurzer Zeit er den Kampf um die Partei gewann. Trotzki stimmt Suchanow darin zu, die „Umbewaffnung“ der Partei sei bereits anfang Mai abgeschlossen gewesen85.

Der Erfolg Lenins zeichnete sich bereits auf der Petrograder Stadtkonferenz der Bolschewiki vom 14.-22.04. ab. Obwohl massive Kritik an Lenin geäußert wurde (bis hin zum Vorwurf des Blanquismus86), stimmten schließlich 33 Delegierte (gegen sechs Stimmen bei zwei Enthaltungen) für Lenins Haltung zur Provisorischen Regierung.87

Einen Meilenstein auf dem Weg Lenins, die Partei zu gewinnen, war die VII.Allrussischen Parteikonferenz der Bolschewiki (Aprilkonferenz, 24.-29.04.) mit der Bedeutung eines Parteitages, der seit 1912 nicht mehr einberufen werden konnte88

Die 149 Delegierten vertraten bereits 79.000 Parteimitglieder, 15.000 davon aus Petrograd89. Auch auf dieser Konferenz gab es noch massiven Widerstand gegen die Positionen Lenins. Kamenew erklärte:

Lenin is wrong, when he says that the bourgeois democratic revolution is finished. … The classical relics of feudalism, … are not liquidated. … The state is not transformed into a democratic society. … It is too early to say that bourgeois democracy has exhausted all ist possibilities.“90

Und Rykow argumentierte:

Where will arise the sun of the socialist revolution? I think that under the present conditions … the initiation of the socialist revolution does not belomg to us. We have not the strengh, the objektive conditions, for this.“91

Dennoch stimmte die Mehrheit des Parteitages mit 71 gegen 39 Stimmen bei 8 Enthaltungen für die abschließende Resolution Lenins, ebenso mit großer Mehrheit für seine Resolutionen zur nationalen Frage und zum Krieg.92 Keineswegs aber war es so, daß die Delegierten in allen Fragen mit Lenin gingen: Der Antrag, auf der nächsten Konferenz der Zimmerwalder Linken teilzunehmen, fand die Zustimmung aller Delegierten – außer Lenins, der als einziger gegen diese Resolution stimmte93. Auch die Wahlen zum neunköpfigen Zentralkomitee zeigten, daß es nach wie vor einige Opposition gab: vier der Gewählten gehörten zur Parteirechten (Kamenew, Nogin, Miliutin, Fedorow). Dennoch – in den entscheidenden Fragen hatte die Partei Lenin mehrheitlich unterstützt, und folgte von jetzt an seinem Kurs in Richtung sozialistischer Revolution, akzeptierte die Parole: „Alle Macht den Räten“.

Doch wie konnte es Lenin gegen allen anfänglichen Widerstand gelingen, innerhalb nur eines Monats die Partei für seine Politik (also für den Bruch sowohl mit der Politik der russischen Führung der Bolschewiki gegenüber der provisorischen Regierung, dem Krieg und den anderen Parteien der Linken als auch für den Bruch mit der gesamten bisherigen Revolutionstheorie der Partei) zu gewinnen?

Der entscheidende Punkt hierbei war, daß Lenin einer an der Basis der Partei bereits weithin vorhandenen, „linken“ Stimmung Ausdruck und eine theoretische Begründung verlieh. Die Radikalisierung der Arbeiterklasse ging nach der Februarrevolution weiter und wirkte in die Partei hinein. Die seit der Februarrevolution in die Partei strömenden, vor allem jungen Arbeiter und Soldaten „trugen ihre Radikalität gleichsam in die Bolschewistische Partei, die ihrer Stimmung noch am ehesten entsprach. Es bedurfte nicht etwa der Partei, um sie zu radikalisieren.“94 Diese Radikalisierung der Arbeiter war natürlich an der Basis der Partei am deutlichsten zu spüren.

So hatte schon lange vor der Rückkehr Lenins der Wyborger Bezirk, der bestorganisierte und militanteste der Petrograder Bolschewiki, den Sturz der Provisorischen Regierung und die Übernahme der Macht durch die Räte gefordert, (s.S.7), ebenso die Prawda unter der „linken“ Redaktion um Molotow. Statt einer abwartenden, halb unterstützenden Haltung gegenüber der provisorischen Regierung wollten sie auch den Kampf um die bolschewistischen Forderungen (Konfiszierung des Landes, 8-Stunden-Tag etc.) sofort aufnehmen. Schliapnikow beschreibt sehr deutlich, daß nach der Übernahme der Prawda durch Stalin und Kamenew (und ihrem darauf folgenden Rechtsschwenk) an der Basis der Partei sogar der Ausschluß von Kamenew und Stalin gefordert wurde (s.S.10).

Während die Parteispitze nach rechts ging, bewegte sich die Klasse und mit ihr die Basis der Bolschewiki nach links: „Die Basis war radikaler als ihre gewählten oder selbsternannten Vertreter.“95 Warum aber bedurfte es erst der Rückkehr Lenins, damit sich diese Radikalität in Politik und Forderungen der Bolschewiki niederschlug?

Lenin reflektierte und artikulierte nicht nur die Stimmung an der Basis, sondern brach mit einem Konzept, das selbst die militantesten Aktivisten an der Basis bisher davon abgehalten hatte, über den Rahmen radikaldemokratischer Forderungen hinauszugehen: dem Konzept der „demokratischen Diktatur“. Selbst die Wyborger Arbeiter-Bolschewiken hatten bei der Forderung nach einer Räteregierung nicht den Übergang zu einer sozialistischen Gesellschaft im Sinn, sondern sahen eine Räteregierung lediglich als einzige Möglichkeit, die bürgerliche Revolution radikal zu vollenden, wozu das Bürgertum selbst nicht im Stande war. Vor allen Dingen verhinderte diese theoretische Unklarheit und damit verbundene Selbstbeschränkung der Forderungen einen offensiven Kampf der linken Basis gegen den rechten Kurs Stalin-Kamenew. Gegen die rechten, „alten“ Bolschewiki fand Lenin, wie Trotzki später schrieb, „in einer anderen, bereits gestählten, aber frischeren und mehr mit den Massen verbundenen Parteischicht eine Stütze. … Den revolutionären Arbeitern fehlten nur die theoretischen Mitttel, um ihre Positionen zu verteidigen. Doch waren sie bereit, den ersten Zuruf mit Widerhall zu beantworten.“ Lenin „zwang den Massen seinen Plan nicht auf. Er verhalf den Massen, ihren eigenen Plan zu erkennen und zu verwirklichen.“96

Es scheint mir sehr wichtig, zu verstehen, das Lenins Sieg im Kampf um die Partei eben nicht seiner Stellung als unanfechtbarer, oberster Parteiführer zu verdanken ist, sondern seiner Fähigkeit, die Stimmung der Parteibasis zu artikulieren und wenn nötig, mit veralteten Theorien zu brechen.

So gesehen muß die Rückkehr Lenins für viele Basisaktivisten eine wahre Erleichterung gewesen sein, was auch in der Rede der Bolschewikin Ludmilla Stahl am 14.04. auf der Petrograder Stadtkonferenz zum Ausdruck kommt:

Alle Genossen haben bis zur Rückkehr Lenins im Dunkeln getappt. Es gab nur die Formeln von 1905. … Unsere Genossen konnten sich nur auf die Vorbereitung einer Konstituierenden Versammlung mit parlamentarischen Mitteln beschränken und nicht die Möglichkeit berechnen, weiter zu schreiten. Wenn wir die Parolen Lenins akzeptieren, tun wir nur, was uns das Leben selbst eingibt.“97

Sobald die Leninschen Formeln gegeben waren, erhellten sich vor den Bolschewiki die Erfahrung des verflosssenen Monats und die Erfahrung jedes neuen Tages in neuem Lichte. Unter der breiten Parteimasse begann eine schnelle Differenzierung: nach Links! nach Links! zu den Thesen Lenins!“98

Bezirk für Bezirk schloss sich im April Lenin an, was seinen keineswegs vollständigen, aber doch eindeutigen Erfolg auf der Aprilkonferenz zur Folge hatte. Dieser Linksruck der Bolschewiki legte auch den Grundstein für den weiterern Zustrom sich radikalisierender Arbeiter. So stieg die Zahl der Mitglieder der Bolschewiki in Petrograd von 2000 Ende März über 16.000 Ende April auf 36.000 Ende Juli.99

3.Schluß:

Waren die Bolschewiki eine demokratisch organisierte und aufgebaute Partei? Ich bin der Ansicht, diese Frage muß – zumindest für den untersuchten Zeitraum – eindeutig bejaht werden. Die Parteimitglieder waren keine bloßen „Befehlsempfänger“, wie Martin Müller schreibt (s.Einleitung), und die Willensbildung vollzog sich keineswegs nur „von der Spitze zur Basis“. Gegen den Kurs des PetKom gab es im März 1917 massiven Widerstand von Seiten der Basis, bis hin zu öffentlichen Demonstrationen des Wyborger Bezirks gegen vom Petkom unterstützte Beschlüsse des Petrograder Sowjets. Unabhängig vom „Ermessen der … Parteifunktionäre“ fanden Diskussionen statt, so stellte sich der Wyborger Bezirk den ganzen März hindurch gegen die Politik des PetKom und der nationalen Führung um Kamenew/Stalin in Bezug auf die Provisorische Regierung. Von Seiten der Basis wurde sogar der Ausschluß der in Rußland zum damaligen Zeitpunkt an der Spitze der Partei stehenden Führung, Kamenew und Stalin, gefordert.

Es war auch keineswegs so, daß Lenin den Kampf um die Neuorientierung Partei aufgrund seiner Autorität als oberster Parteiführer gewann, sondern, wie ich im Kapitel 2.2.4 aufzuzeigen versucht habe, weil seine Politik einer in weiten Teilen der Basis bereits vorhandenen Stimmung entsprach.

Lenins Positionen wurden nicht sofort von allen Bolschewiki akzeptiert, die Prawda versah sogar die Aprilthesen Lenins mit dem Vermerk, sie seien „unannehmbar“. Und im PetKom wurden die Aprilthesen mit 13 gegen zwei Stimmen abgelehnt.

Die Führung in Rußland stellte sich auf der Allrussischen Konferenz der Bolschewiki Ende März eindeutig gegen die Positionen Lenins in seinen „Briefen aus der Ferne“ und argumentierte für eine Fortsetzung der kritischen Unterstützung der Provisorischen Regierung. Auf dieser Konferenz wurde sie wiederum genau dafür scharf von z.B. Skrypnik und Nogin kritisiert.

Keiner der Parteitage und -konferenzen zwischen Februar und Ende April 1917 trug in irgendeiner Form den Charakter eines Akklamationsorgans, wie Müller unterstellt. Die Mehrheiten waren oft nur knapp und kamen erst nach langen, hitzigen Debatten zustande. So stimmten auf der Aprilkonferenz von 118 Delegierten 39 gegen Lenins Antrag, acht enthielten sich. Gerade die Abstimmung über die Teilnahme an der Konferenz der Zimmerwalder Linken verdeutlicht, daß die Partei keineswegs ein willfähriges Werkzeug Lenins war: alle Delegierten außer Lenin stimmten für die Teilnahme, Lenin als einziger dagegen.

Ebenso ist es unzutreffend, wenn Müller schreibt, einer „Opposition wird … durch die organisatorischen Strukturen der Partei … keine Chance für die Durchsetzung ihres Konzepts“ gelassen. Die Opposition gegen den rechten Kurs im März 1917 setzte sich nach der Rückkehr Lenins im April durch. Daß es dazu erst seiner Rückkehr bedurfte, liegt schlicht daran, daß der (seit Ende Februar vorhandenen) Opposition vor seiner Rückkehr das theoretische Konzept für einen offensiven Kampf um die Partei fehlte100. (Leider fehlt an dieser Stelle der Raum, um auf die äußerst wichtige Frage nach der Rolle der Theorie in einer revolutionären Partei näher einzugehen.)

Das von vielen Historikern entworfene Bild der Bolschewiki als einer monolitischen und totalitären Partei trifft für das Jahr 1917 auf keinen Fall zu. Sehr wohl zutreffend ist es für die Beschreibung der stalinisierten KPdSU nach 1928. Aber, wie Tony Cliff in seinem Buch „Staatskapitalismus in Rußland – eine marxistische Analyse“ schreibt, „ist es wichtig, dem monolitischen und totalitären Charakter … der Partei unter Stalin … die wirklich demokratische Arbeitsweise der Partei vor dem Aufstieg der Bürokratie entgegenzusetzen. Die Bolschewistische Partei war niemals eine monolitische und totalitäre Partei gewesen. Ganz im Gegenteil. Der inneren Demokratie ist im Parteileben immer höchste Bedeutung zugekommen, jedoch aus dem einen oder anderen Grund ist diese Tatsache im größten Teil der Literatur, die sich mit diesem Thema beschäftigt, überpinselt worden.“101

Dieser Betrachtung möchte ich mich als Ergebnis meiner Untersuchungen anschließen.

1 Bonwetsch, Bernd: Die russische Revolution 1917. Eine Sozialgeschichte von der Bauernbefreiung 1861 bis zum Oktoberumsturz, Darmstadt 1991, S.153

2 Trotzki, Leo: Geschhichte der russischen Revolution. Erster Teil: Februarrevolution, Frankfurt/Main 1982, S.280

3 Müller, Martin: Die Partei neuen Typs. W.I. Lenins organisatorisches Konzept für die Sozialdemokratische Arbeiter-Partei Rußlands (SDAPR), in GWU 10, 1974, S.584 ff (dieser Text wurde im PSNZ II ohne genaue bibliographische Angabe ausgehändigt.)

4 Zitiert nach Rees, John: Oktober 1917. Zur Verteidigung der Russischen Revolution, Frankfurt/Main 1997, S.39

5 Suchanow, Nikolaj: Das Jahr 1917. Tagebuch der Russischen Revolution, München 1967

6 Siehe Anm.2

7 Cliff, Tony: Lenin (Volume 2). All Power to the Sowjets, London 1976

8 zu dem hier nur kurz skizierten Ablauf der Februarrevolution siehe Bonwetsch, Kap.5 „Die Februarrevolution“.

9 Hobsbawm, Eric: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20.Jahrhunderts, München/Wien 1998, S.85

10 Bonwetsch, S.126

11 Cliff, S.83

12 Ebenda

13 Der Name der Stadt St.Petersburg war bei Kriegsausbruch 1914 als zu „deutsch“ betrachtet worden und wurde in Petrograd geändert. Die Bolschewiki verweigerten sich dieser nationalistischen Umbenennung und behielten den ursprünglichen Namen bei.

14 Bonwetsch, S.125

15 Cliff, S.150

16 Bonwetsch, S.135

17 Cliff, S.97

18 Cliff, S.159

19 Cliff, S.97

20 Lenin, Über die Doppelherrschaft, in: Lenin, Wladimir Illitsch: Das Jahr 1917. Eine Sammlung ausgewählter Aufsätze und Reden, Berlin 1957, S.28

21 Suchanow, S.114

22 Trotzki, Geschichte S.185

23 Hobsbawn, S.85

24 Bonwetsch, S.153

25 Deutscher, Isaac: Trotzki. Der bewaffnete Prophet 1879-1921, Stuttgart/Berlin/Köln 1972, S.243

26 Lenin, 1917, S.28

27Rauch, Georg von: Geschichte der Sowjetunion, Stuttgart 1987 (7.,verb.u.erw.Auflage), S.49

28 Trotzki, Geschichte, S.244

29 Lenin, Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution, in Lenin, 1917, S.560

30 Lenin, Zwei Taktiken, S.570

31 Lenin, Zwei Taktiken S.566f

32 Suchanow, S.113

33 Petersburger Komitee, oberstes Leitungsorgan der Bolschewiki in Petrograd.

34 Suchanow, S.114

35 Bonwetsch, S.134

36 Cliff, S.98

37 Trotzki, Geschichte, S.245

38 Ebenda

39 Cliff, S.100

40 Cliff, S.101

41 Cliff, S.102

42 Deutscher, Trotzki, S.181

43 Trotzki, Geschichte, S.246

44 Trotzki, Geschichte, S.247

45 Suchanow, S.233

46 Deutscher, Trotzki, S.181

47 Suchanow, S.235

48 Cliff, S.105

49 Ebenda

50 Zit. nach Trotzki, Leo: 1917. Die Lehren der Revolution, Köln 1994, S.10

51 Trotzki, 1917, S.10

52 v.Rauch, S.50

53 zit. nach Trotzki, Geschichte, S.248f

54 Cliff, S.106

55 Suchanow, S.235

56 Trotzki, Geschichte, S.249

57 Trotzki, Geschichte, S.258f

58 Cliff, S.108

59 Trotzki, Geschichte, S.259

60 Deustcher, Stalin, S.187

61 Trotzki, Geschichte, S.259

62 Cliff, S.109

63 Trotzki, Geschichte, 260

64 Lenin, 1917, S.17ff, (Hervorh.durch d.Verf.)

65 Lenin, Zwei Taktiken, S.566

66 Cliff, S.115

67 Abgesandter des Petrograder Sowjets

68 Suchanow S.280f

69 Ebenda, S.277

70 Trotzki, Geschichte, S.256

71 Aprilthesen in Lenin 1917, S.21ff

72 Geyer, Dietrich: Die Russische Revolution. Ergebnisse und Perspektiven, Stuttgart/Berlin/Köln 1968, S.84

73 Lenin, Wladimir Illitsch: Ausgewählte Werke (Band 1), Berlin 1970, S.751

74 Briefe über die Taktik, in Lenin, 1917, S.34

75 Aprilthesen, Lenin 1917, S.22

76 Briefe über die Taktik, in Lenin, 1917, S.34

77 Trotzki, Geschichte, S.266

78 Ebenda, S.263

79 Suchanow, 293

80 Ebenda, S.294

81 Ebenda. Bakunin war ein führender Anarchist im 19.Jahrhundert

82 Ebenda, S.295

83 Ebenda, S.299

84 Reisberg, Arnold: Lenin im Jahre 1917, Berlin (Ost) 1967, S.114

85 Trotzki, Geschichte, S.280

86 Blanquismus: Putschistische Srömung im 19.Jahrhundert

87 Cliff, S.132

88 Reisberg, S.123

89 Trotzki, ebenda, S.278

90 Cliff, S.132

91 Cliff, S.132

92 v.Rauch, S.52

93 Reisberg, S.125

94 Bonwetsch, S.157

95 Bonwetsch, S.150

96 Trotzki, Geschichte, S.276f

97 zit.nach Trotzki, Geschichte, S.179f

98 Trotzki, Geschichte, S.277

99 Cliff, S.150

100 Hierzu siehe das Kapitel 2.2.4 „Lenin gewinnt die Partei“

101 Cliff, Tony: Staatskapitalismus in Rußland. Eine marxistische Analyse, Frankfurt 1975, S.92

  1. Quellen- und Literaturverzeichnis

4.1 Quellen

Lenin, Wladimir Illitsch: Ausgewählte Werke (Band 1), Berlin (Ost) 1970

Lenin, Wladimir Illitsch: Das Jahr 1917. Eine Sammlung ausgewählter Aufsätze und Reden, Berlin (Ost) 1957

Suchanow, Nikolaj: 1917. Tagebuch der Russischen Revolution. München 1967

4.2 Darstellungen

Bonwetsch, Bernd: Die russische Revolution 1917. Eine Sozialgeschichte von der Bauernbefreiung 1861 bis zum Oktoberumsturz, Darmstdt 1991

Cliff, Tony: Lenin (Volume 2). All power to the Soviets, London 1976

Deutscher, Isaac: Stalin. Eine politische Biographie, Reinbek b.Hamburg 1992

Deutscher, Isaac: Trotzki. Der bewaffnete Prophet 1879-1921, Stuttgart/Berlin/Köln 1972

Glatter, Pete: Rußland 1905. Vom Massenstreik zur Rätedemokratie, Frankfurt/Main 1996

Geyer, Dietrich: Die russische Revolution. Ergebnisse und Perspektiven, Stuttgart/Berlin/Köln 1968

Hobsbawm, Eric: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20.Jahrhunderts, München/Wien 1998

Müller, Martin: Die Partei neuen Typs. W.I. Lenins organisatorisches Konzept für die Sozialdemokratische Arbeiter-Partei Rußlands (SDAPR), in GWU 10, 1974 (dieser Text wurde im PSNZ II ohne genaue bibliographische Angabe ausgehändigt.)

Rauch, Georg von: Geschichte der Sowjetunion, Stuttgart 1987 (7.,verb.u.erw.Auflage)

Rees, John: Oktober 1917. Zur Verteidigung der Russischen Revolution, Frankfurt/Main 1997

Reisberg, Arnold: Lenin im Jahre 1917, Berlin (Ost) 1967

Trotzki, Leo: Geschichte der russischen Revolution. Erster Teil: Februarrevolution, Frankfurt/Main 1982

Trotzki, Leo: 1917. Die Lehren der Revolution, Köln 1994