IWF-Intervention in Indonesien und Sturz Suhartos

(unveröff. Hausarbeit SS 1999)

Die IWF-Intervention in Indonesien und der Sturz Suhartos.

Von Florian Wilde.

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 1
  2. Hauptteil 4

2.1. Das System Suharto.

Politik und Ökonomie vor Ausbruch der Asienkrise 4

2.2. Die Asienkrise: Ursachen und Auswirkungen auf Indonesien 7

2.3. Intervention des IWF und die sozialen Auswirkungen der Krise 10

2.4. Die politische Krise und der Sturz Suhartos 14

  1. Schluß 18
  2. Literaturverzeichnis 21
  1. Einleitung

Die Asienkrise ist die erste Krise der neuen, globalisierten Wirtschaft“, so Heribert Dieter in seinem Anfang 1999 erschienen Buch „Die Asienkrise“1. Schnell wurde aus dieser anfangs scheinbar auf den südostasiatischen Raum begrenzten Krise eine Krise weiter Teile der Weltwirtschaft, von der ab Sommer 1998 Rußland und ab Herbst 1998, endgültig ab Januar 1999 auch weite Teile Lateinamerikas befallen wurden. „Was im Sommer 1997 als Währungskrise begann … wächst sich schier unaufhaltsam zu einer flächendeckenden Rezession aus.“2

Mit dem Ausbruch der Asienkrise trat auch die gestiegene Bedeutung des IWF (Internationaler Währungsfond) als internationalem Akteur, als „Feuerwehr der Weltwirtschaft“3 zutage, eine Bedeutung, die im Verlauf der Krise weiter zunahm. Heribert Dieter: „Die internationale Staatengemeinschaft verließ sich in bezug auf das Krisenmanagement nahezu ausschließlich auf den IWF.“4 Dem Ausbruch der Krise in einem Land folgte eine Intervention des IWF oft auf dem Fuße. So in Thailand, Südkorea, Indonesien, Rußland, Brasilien, Ecuador, Argentinien, Kolumbien etc..

Dabei bot sich in fast allen Fällen ein auf den ersten Blick sehr ähnliches Bild: die ökonomische Krise zwang die Regierungen der betroffenen Staaten, sich an den IWF zu wenden und als Preis für Hilfeleistungen dessen Auflagen zu akzeptieren. Die Auflagen enthielten Austeritätsprogramme zur Haushaltssanierung, die zu drastischen Kürzungen der Ausgaben im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich führten. Diese Kürzungen trafen oft auf heftigen Widerstand der von ihnen Betroffenen und führten in verschiedenen Fällen zu massiven sozialen und politischen Auseinandersetzungen.

Zu nennen sind hier die Massenstreiks in Südkorea 1998 und 1999, die beiden Generalstreiks in Ecuador 1999 sowie der kolumbianische Generalstreik im September 1999.

Indonesien ist sicherlich das prominenteste zeitgenössische Beispiel einer solchen sozialen und politischen Krise in Folge des Zusammentreffens von ökonomischer Krise und IWF-Intervention. In Indonesien führte diese Kombination zum Sturz des seit 32 Jahren regierenden Diktators Suharto.

Daher soll im Folgenden im Rahmen einer Fallstudie anhand des Beispiels Indonesien der Zusammenhang zwischen Wirtschaftskrise, Intervention des IWF und einer politischen Krise untersucht werden. Denn eines ist sicher, so Josef Abaffy im Handelsblatt: „Indonesien wird kein Einzelfall bleiben.“5

Zu diesem Zweck soll in Kapitel 2.1 zuerst die Entwicklung Indonesiens vor Ausbruch der Asienkrise dargestellt werden, da in dieser Entwicklung bereits wichtige Faktoren der wirtschaftlichen wie auch der politischen Krise angelegt waren.. Anschließend sollen die Ursachen der Asienkrise untersucht und ihre Auswirkung auf Indonesien dargestellt werden. Im Kapitel 2.4 liegt der Schwerpunkt auf der Intervention des IWF. Hat sie Indonesien bei der Bewältigung der ökonomischen Krise geholfen oder diese eher verschärft? Welche sozialen Folgen hatte die Intervention des IWF in Indonesien? Im letzten Abschnitt soll dann die Bewegung, die zum Sturz Suhartos führte, dargestellt werden, um einen Einblick in die Tiefe der politischen Krise zu erhalten. Mit dem Sturz Suhartos im Mai 1998 endet diese Untersuchung.

Abschließend werde ich den Zusammenhang der Kombination von Wirtschaftskrise, IWF-Intervention und politischer Krise in Indonesien zusammenfassend diskutieren und eine kritische Bewertung der IWF-Politik versuchen.

Aufgrund des geringen zeitlichen Abstandes zu den Ereignissen in Indonesien stütze ich mich zum Großteil auf Material aus deutschen und internationalen Tageszeitungen und Zeitschriften. Gerade „The Indonesian Quarterly“ bietet eine Reihe interesanter Artikel zu verschiedenen heir behandelten Themen. Zur Asienkrise und zur IWF-Intervention in Indonesien habe ich vor allem das Buch „Die Asienkrise. Ursachen, Konsequenzen und die Rolle des Internationalen Währungsfonds“ von Heribert Dieter herangezogen. Viele Fakten zu den sozialen Auswirkungen der Krise und der IWF-Politik entnahm ich dem Artikel „Social Impact of the Indonesian Economic Crisis“ von Tubagus Feridhanusatyawan. Eine sehr detaillierte und ausführliche Darstellung der Protestbewegung in Indonesien ist Claire Fermonts Aufsatz „Indonesien: Das revolutionäre Inferno“.

2.Hauptteil

2.1 Das System Suharto in Indonesien. Politik und Ökonomie vor Ausbruch der Asienkrise

Jahrelang hatte Indonesien als ein ökonomischer Musterknabe gegolten. Es erreichte (wie viele Länder der Region) vor allem in den frühen 90er Jahren Wachstumsraten weit über denen westlicher Volkswirtschaften. So erklärte die Weltbank noch im Herbst 1997: „Indonesien hat einen bemerkenswerten Erfolg in den letzten Dekaden erzielt und gehört zu den am besten funktionierenden Ökonomien in Ostasien.“6

Das BIP (Bruttoinlandsprodukt) in Indonesien wuchs zwischen 1980-91 real um 5,4%7, zwischen 1990-94 sogar um 7,6%8, das BIP pro Kopf von 1965-95 um 4,7%9. Die Inflation war kontinuierlich niedrig und lag 1996 bei 6%10.

Die Kehrseite des ökonomischen Aufschwungs und zugleich eine seiner Bedingungen war allerdings ein äußerst repressives politisches System.

Gleich zu Beginn der Ära Suharto stand „eines der schlimmsten Massaker, die die Welt je gesehen hat.“11 Suharto kam 1965 durch einen gegen den wachsenden Einfluß der damals drei Mio. Mitglieder12 zählenden Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) gerichteten Putsch an die Macht. Bei diesem Militärputsch, der auch das Ende des indonesischen Präsidenten Sukarnos und seiner „gelenkten Demokratie“13 bedeutete, wurden bis zu einer Million Menschen14, vor allem Kommunisten, Gewerkschafter, Sympathisanten und angebliche Anhänger der Linken ermordet. Seit 1965 war jede Form von oppositioneller politischer Betätigung verboten und wurde brutal verfolgt: „Friedfertige Demonstranten, Gewerkschaftsaktivisten, all diejenigen, die versuchten, sich unabhängig zu organisieren, wurden routinemäßig inhaftiert, gefoltert und manchmal auch ermordet.“15 Ergebnis der Zerschlagung der indonesischen Arbeiterbewegung 1965 und ihrer über die nächsten Jahrzehnte andauernden Unterdrückung war ein äußerst niedriges Lohnniveau, das zu einer der wichtigen Voraussetzungen des ökonomischen Aufschwungs wurde.

1975 besetzten indonesische Truppen das soeben von der protugiesischen Kolonialmacht geräumte Ost-Timor und begannen mit der grausamen Unterdrückung der Bevölkerung. Mit blankem Terror wurde ihr Streben nach Unabhängigkeit beantwortet: 200.000 Ost-Timoresen, ein Drittel der gesamten Einwohnerschaft, wurden seit 1975 von indonesischen Soldaten, Polizisten und Paramilitärs ermordet16.

Dennoch galt Suharto dem Westen jahrzehntelang als ein Garant für Stabilität und Wachstum in der Region Südostasien, anders als sein der Nähe zu den Kommunisten verdächtigter Vorgänger Sukarno. Indonesien unter Suharto war ein antikommunistisches Bollwerk (seinen Antikommunismus hatte Suharto ja 1965 unter Beweis gestellt) und ein interessanter Markt. Hinzu kam seine strategische Bedeutung in Südostasien. Indonesien war auch ein wichtiger Abnehmer westlicher Rüstungsgüter: Allein zwischen 1882 und 1984 wurden Waffen im Wert von einer Milliarde Dollar an Indonesien geliefert17.

Suharto, Indonesiens Staats- und Regierungschef, instalierte ein System der „Neuen Ordnung“. Ein zentraler Pfeiler seines politischen Systems war die Regierungspartei Golkar, ein anderer der militärisch-industrielle Komplex ABRI um die indonesischen Streitkräfte. Dabei hatte die Armee eine als „Dwifungsi“ bezeichnete Doppelfunktion: nicht nur eine militärische Rolle, sondern auch die Beteiligung an diversen Unternehmen. Im indonesischen Parlament, der Volksversammlung (MPR) mit insgesamt 1000 Mitgliedern, stellte ABRI 75 Abgeordnete, 500 wurden von Suharto ernannt, 425 gewählt18. Außer Golkar waren nur zwei weitere Parteien zugelassen, die PDI (Demokratische Partei Indonesiens) und die islamische Partei PPP (Vereinigte Fortschrittspartei).

Entscheident für den ökonomischen Aufschwung ab Mitte der 70er war der Öl-Boom19. Er brachte Indonesien die zu Investitionen benötigten Devisen, und er bedeutete den Zustrom ausländischer Investoren. So erzielte Indonesien 1981 mehr als 18 Mrd. Dollar aus dem Verkauf von Rohöl, was damals 72% seiner Exporterlöse entsprach20. Der Verfall des Rohölpreises in den 80er Jahren und eine kurze Wirtschaftskrise zwang Indonesien zu einer Diversifizierung seiner Wirtschaft. Tee, Aluminium und Textilien wurden nun verstärkt und mit großen Gewinnen exportiert21. Grundlage der hohen Gewinne auf den Weltmärkten waren die aufgrund äußerst niedriger Löhne geringen Produktionskosten.

Auch in der Landwirtschaft gab es wichtige Fortschritte. Ab 1984 war Indonesien in der Lage, sich selbst mit Reis zu versorgen22.

Mitte der 90er konnte Indonesien auf zwei Jahrzehnte fast ununterbrochenen Wirtschaftswachstums zurückblicken. Die indonesische Wirtschaft basierte nicht mehr ausschließlich auf dem Export von Erdöl. Die Zahl der Analphabeten war ebenso wie die Kindersterblichkeit spürbar gesunken, die Zahl der Armen hatte deutlich abgenommen23.

Gleichzeitig blieb Indonesien aber ein sozial tief gespaltenes Land: während das reichste Zehntel der Bevölkerung 1993 über 25,6% des Volkseinkommens verfügte24, lebten in den 80er Jahren durchschnittlich 25%25 der Bevölkerung des 200-Millionen-Landes in absoluter Armut, und noch 1992 waren es 15%26, also 30 Millionen Menschen. 16% der indonesischen Bevölkerung waren 1995 des Lesens und Schreibens nicht mächtig27.

Der lange ökonomische Aufschwung war mit einer exessiven Bereicherung des Suharto-Clans einhergegangen, dessen Vermögen auf über 40 Mrd. US-Dollar geschätzt wurde. Seine Kinder besaßen von jeglicher Steuer befreite Unternehmen mit Monopolstellung, der gesamte Clan kontrollierte 260 einzelne Firmen28. Ein immer größeres Problem der indonesischen Wirtschaft wurde die ausufernde Korruption, in die der Suharto-Clan tief verstrickt war.

Unter der repressiven und autoritären Oberfläche reifte allerdings allmählich eine neue Arbeiterbewegung heran, die in ihrer Größe schnell zunahm (1997 gab es in Indonesien 88 Millionen Arbeiter29) und im Zuge des langen Booms zunehmend um eine größere Teilnahme der Arbeiterschaft an den Früchten des Aufschwungs kämpfte. 1990 wurde die Regierung gezwungen, daß bisher geltende Streikverbot aufzuheben, 1992 wurde die unabhängige Gewerkschaft SBSI gegründet, 1995 eine weitere unabhängige Gewerkschaft, die PPBI. Die Zahl der Streiks betrug 1995 365, 1996 schon 90130. In den Jahren 1990-96 wurden Lohnerhöhungen von durchschnittlich 6% durchgesetzt31.

2.2 Die Asienkrise. Ursachen und Auswirkungen auf Indonesien

Als eigentlicher Beginn der Asienkrise kann der 02.07.97 betrachtet werden. An diesem Tag sah sich die thailändische Zentralbank gezwungen, den Wechselkurs des vorher an den Dollar gekoppelten Bath (thailändische Währung) freizugeben, der daraufhin umgehend 20% seines Wertes verlor32. Bereits am 28.07. musste sich Thailand an den IWF mit der Bitte um Hilfe wenden. Am 11.08. vereinbarte der IWF mit Thailand ein Hilfspaket in Höhe von 17 Mrd. US-Dollar, daß zahlreiche Strukturreformen zum Gegenstand hatte33. Doch die Krise in Thailand verschärfte sich weiter34.

In der Folge gerieten fast alle Ökonomien Südostasiens unter Druck: „Wie Dominosteine kippte eine Volkswirtschaft nach der anderen“35. Am 14.08. musste die indonesische Rupiah vom Dollar abgekoppelt werden. Bis Januar 1998 fiel ihr Wert im Verhältnis zum Dollar um 80%36. Am 08.10.97 rief Indonesien den IWF zu Hilfe (s.2.4).

Auch Südkorea, seit kurzer Zeit Mitgliedsland in der OECD, muß sich nach massiven Kurseinbrüchen an der Seouler Börse am 28.11. und der Freigabe der Wechselkurse seiner Währung, des Won, an den IWF wenden. Er bewilligt am 04.12. einen Beistandskredit in Höhe von 57 Mrd. US-Dollar, dem bis dato höchsten seiner Geschichte37. Ähnlich wie in Taihland und Indonesien ging die ökonomische Krise dennoch weiter38.

Hongkong und Singapur erlebten bis Januar 1998 an ihren Aktienmärkten Einbrüche um 36,2% und 44,4%, der Singapur-Dollar verlor im gleichen Zeitraum über 20% seines Wertes39.

Die Ursachen der Asienkrise sind vielfältig und nicht unumstritten.

Vielfach werden vor allem von eher neoliberaler Seite Versäumnisse der betroffenen Staaten für den Ausbruch der Krise verantwortlich gemacht. „Die Währungskrise in der Region ist … weitgehend hausgemacht, das Resultat schwerwiegender struktureller Mängel. Die politisch Verantwortlichen haben viel zulange gezögert, diese Mängel zu beheben. Hohe, auf Dauer untragbare Handels- und Haushaltsdefizite, kranke, unsolide wirtschaftende Finanzinstitutionen, eine laxe Bankenaufsicht, ein spekulativer Immobilienboom, unzureichende Investitionen zugunsten der Infrastruktur und im Erziehungswesen, Korruption sowie schwerwiegende Fehler in der Wechselkurspolitik haben zusammengewirkt und die Krise vorbereitet.“40 Der IWF machte v.a. Leistungsbilanzdefizite, überteuerte Aktien und Immobilien, schwache Bankaufsicht und die in seinen Augen zulange aufrechterhaltene Bindung der Währungen an den US-Dollar verantwortlich.41

Für eher keynsianistisch orientierte Kommentatoren wie Heribert Dieter hingegen ist vor allem der Abbau von Kapitalverkehrskontrollen im Zuge der Deregulierung der Ökonomien der Tigerstaaten, die Entwicklung der auf den internationalen Wettbewerb nur unzureichend vorbereiteten Finanzsysteme und die neue Marktmacht internationaler Spekulanten und institutioneller Investoren (Hedge-Fonds) ausschlaggebend für den Ausbruch der Krise gewesen.42 Die meisten Beobachter sehen zudem in der Abwertung der chinesischen Währung 1994 und des Verfalls des japanischen Yen gegenüber dem Dollar ab 1995 weitere wichtige externe Faktoren für die Asienkrise.

Meist übersehen wird allerdings, daß der Währungskrise in Südostasien eine bereits länger anhaltende Krise an der ökonomischen Basis, der Produktion, vorausging. Der lange Boom in der Region ist vor allem ein exportgetragener Boom gewesen. Die Abwertung der Währung in China um 52%43 1994 und der Verfall des Yen gegenüber dem Dollar führten zu einem Exportvorteil Chinas und Japans, die mit durch den geringeren Wert ihrer Währung billiger gewordenen Exportprodukten auf den Weltmarkt drängten, während gleichzeitig dieser Währungsverfall die Exporte der südostasiatischen Staaten nach China und Japan verteuerte. Zudem bekamen die Tigerstaaten Konkurenz durch noch billigere Anbieter wie z.B. Vietnam. Das Ergebnis war eine klassische Überproduktionskrise, wie es sie im Kapitalismus seit den Anfängen immer wieder gab. Deutlich wird das, wenn man sich die Überkapazitäten der Fabriken der Region anschaut: Die Produktion in Taiwan war 1996 nur zu 72% ausgelastet, in Südkorea waren es unter 70% und in China gar unter 60%44. Der englische Marxist Alex Callinicos, Professor an der Universität York, schreibt: „In the East Asia case it was the increasing problems faced by productive capital wich precipitated the financial crash … This gap between the underlying productive economy and the financial boom made a crash of some kind inevitable. Once confidence in East Asia began to crumble … in July 1997, the huge investment boom unravelled astonishingly quickly. Speculators forced one East Asia currency after another off their pegs to the dollar. … Money poured out of East Asia as quickly as it had entered it in the first place.“45

Die unmittelbaren Auswirkungen der Asienkrise auf Indonesien waren verheerend. Von allen Ländern der Region wurde es am härtesten von der Krise getroffen: „Nowhere has the regional currency crisis destroyed the economy worse than in Indonesia.“46

Die Aktienkurse in Jakarta fielen zwischen Januar 1997 und Januar 1998 um 39.2%47, die Rupiah verlor bis Januar 1998 80% ihres Wertes gegenüber dem Dollar.48 Die explodierenden Preise für importierte Vorprodukte trieben zahllose Firmen in den Ruin.49

Am 16.09.1997 mußte die indonesische Regierung die Aussetzung zahlreicher Infrastrukturmaßnahmen zur Entlastung des Haushaltes beschließen. Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich von Sommer 1997 bis April 1998 um acht Millionen Menschen50. Für 1998 wurde eine Inflation von 100% prognostiziert51. Damit einhergehend brach die Nachfrage in Indonesien ein: Zwischen Juni 1997 und Juni 1998 ging der Verkauf des in Indonesien beliebtesten Autos um 95% zurück, von 38.733 auf 1.833 Stück52.

2.3 Intervention des IWF und die sozialen Auswirkungen der Krise

Am 08.10.1997 bat die indonesische Regierung den IWF um Hilfe53. Daß der IWF nicht nur selbst erhebliche Finanzmittel bewilligt, sondern auch Wegbereiter weiterer multilateraler und bilateraler Geber ist, wird an den Hilfspaketen für Indonesien überaus deutlich: am 5.7.98 bewilligte der Exekutivrat des IWF Finanzhilfen im Umfang von 10 Mrd. US-Dollar, hinzukamen weitere 10 Mrd. US-Dollar von der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank sowie 3 Mrd. US-Dollar von der amerikanischen Regierung. Dieses 23 Mrd.-Paket sollte in einem Zeitraum von 36 Monaten ausgezahlt werden54. Der Kredit war an ein Strukturanpassungsprogramm gekoppelt, daß u.a. die Schließung schwacher Banken, eine Liberalisierung des Außenhandels sowie der Bestimmungen für ausländische Direktinvestitionen, eine Zerschlagung von Monopolen, eine stärkere Privatisierung der Wirtschaft und eine straffe Finanzpolitik zur Haushaltssanierung einschließlich der Verschiebung staatlicher Infrastrukturmaßnahmen, Subventionskürzungen und Anpassung der Elektrizitäts- und Mineralölpreise an das Weltmarktniveau beinhaltete55.

Da die Zerschlagung der Monopole und die Streichung von Infrastrukturprogrammen direkt die Stellung des Suharto-Clans bedrohte, war ihre Umsetzung äußerst zögerlich. So entsprach der im Dezember 1998 vorgelegte Haushaltsentwurf nicht den Erwartungen des IWF. Erst massiver Druck des IWF, kombiniert mit persönlichen Interventionen des US-Präsidenten Bill Clinton und des australischen Premiers John Horvard, veranlassten Suharto, die (mitlerweile sogar noch verschärften) Programme des IWF zu akzeptieren56.Am 15.01.99 wurde ein zweites Hilfspaket in Höhe von 43 Mrd. US-Dollar vereinbart57.Infolge der IWF-Intervention mußte Indonesien seine Staatsausgaben 1998 um1% des BIP kürzen58.

Daß Indonesien trotz der Maßnahmen des IWF nicht in der Lage war, die Krise in den Griff zu kriegen, wird schnell deutlich, wenn man sich die Entwicklung der indonesischen Wirtschaft trotz der ausgehandelten Hilfspakete anschaut.

Das BIP sank 1998 gegenüber dem desVorjahres um 15%59. Das Wirtschaftswachstum der verarbeitenden Industrie ging 1998 um 12,9% zurück, der Handel um 19%, der Transportsektor brach um fast 13% ein um der Finanzsektor verzeichnete einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um fast 30%60. Die Arbeitslosigkeit lag Ende 1998 bei 22%61.

Auch Anfang 1999 wurden die Aussichten für die indonesische Wirtschaft als „dunkel“ bezeichnet62.

Die Hilfspakete waren kurzfristig nicht in der Lage, den Verfall der indonesischen Ökonomie aufzuhalten. Im Gegenteil:

Viele Beobachter sind sogar der Ansicht, daß die Maßnahmen des IWF die Krise noch weiter verschärft haben und ökonomisch unsinnig waren. So argumentiert Heribert Dieter, die im November 1998 verordnete Schließung von 16 Banken, die eigentlich das Vertrauen in den indonesischen Finanzsektor erhöhen sollten, hatten einen gegenteiligen Effekt, wie der IWF später selbst zugab:“These closures, however, far from improving public confidence in the banking system, have instead set off a renewed fligh to safety.“ Folge der Schließungen war eine allgemeine Panik vor allem der indonesischen Anleger, die massenhaft ihr Geld abhoben und schließlich die Zenralbank zwangen, Liquidität zur Rettung des Banksystems bereitzustellen63 – Geld, daß die Zentralbank zur Stabilisierung der Rupiah eigentlich dringend benötigte.

Zu hinterfragen ist auch, ob die verordnete massive Streichung von staatlichen Infratrukturprojekten tatsächlich eine sinnvolle Maßnahme war. Ist doch gerade die schlechte Infrastruktur in Südostasien von ausländischen Investoren oftmals bemängelt worden. Womöglich wäre ein Festhalten an den Projekten die bessere Alternative gewesen. Der Rückgang im Bausektor, der mit einem Minus von 40% 1998 einer der am schlimmsten von der Rezession betroffenen Sektoren der indonesischen Wirtschaft war64, wäre geringer ausgefallen. Eine fortgesetzte Beschäftigung der Beschäftigten und Aufträge für Zulieferunternehmen hätte nachfragestabilisierend gewirkt und durch eine Verbesserung der Infrastruktur wäre in der Krise versucht worden, die Grundlage für einen neuen Boom zu legen.

Heribert Dieter bezeichnet die IWF-Programme abschließend als „unsinnig“ und als „schlechte Wrtschaftspolitik“65. Und Douglas Sikorski schrieb im „Indonesian Quarterly“: „IMF prescriptions calling for fiskal austerity were not just inappropriate, but damaging. Tight fiscal policy strangled quickly all remainig strength in the healthy economy, worsening matters rather then resolving them.“66

Waren die ökonomischen Auswirkungen der IWF-Intervention zumindest zweifelhaft, so waren die sozialen Folgen kathastrophal und sollten ein wichtiges Element der zunehmenden politischen Krise werden.

Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen ist laut einer Prognose von Ende ´98 von 1.055 US$ 1997 auf 460 US$ 1998 gefallen67. Laut Prognose des Handelsblattes stieg die Arbeitslosigkeit 1998 auf 22% 68. Ende 1998 waren 20 Millionen Menschen ohne Arbeit, für April 1999 wurde ein Anstieg auf 30 Millionen erwartet69. Die Reallöhne sind 1998 um vorraussichtlich 30-40% gefallen und befanden sich Ende 1998 auf dem Niveau der späten 80er Jahre70. Laut einer Studie der ILO (International Labour Organisation) stieg die Zahl der unter der Armutsgrenze lebenden Menschen 1998 in Folge der Krise und der IWF-Intervention auf 48% der Bevölkerung, daß sind 98,8 Millionen71! Damit hat ihre Zahl innerhalb eines Jahres um 60-70 Millionen zugenommen.

Nun wäre es sicherlich unzutreffend, diesen dramatischen Verfall des Lebensstandartes und den expolosionsartigen Anstieg der Armut allein dem IWF anzulasten.

Wie Tubagus Feridhanusetyawan treffend feststellte: „There are two combining forces affecting workers at the same time. The first is the economic crisis itself and the second is the policy response to the crisis, and their impact on employment and income can not be separated.“72

Der Anteil des IWF an millionenfacher Verelendung wird allerdings an den folgenden Zahlen deutlich: Im Dezember 1997 und Januar 1998 gab es infolge der vom IWF durchgesetzten Streichung der Subventionen für Grundnahrungsmittel einen Anstieg der Kosten für Speiseöl um 130%, der Preis eines Kilos Reis stieg von 1100 auf 2500 Rupien.73 Laut Frankfurter Rundschau stiegen die Preise für Zucker, Öl, Mehl und Reis im Januar um bis zu 300%74. Hühner kosteten 86% mehr als vor der Krise, Milch 60%75.

Die vom IWF veranlassten Subventionskürzungen führten im Mai 1998 zu einer Anhebung der Preise für Benzin um 71%, für Kerosin, daß in Indonesien zum Kochen verwendet wird, um 25%, für Busfahrten um über 60%, für Bahnfahrten um fast 50% und für Strom76. Alles Maßnahmen, die vor allem die Armen, die Arbeiter und Bauern hart trafen. Auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit war zumindest teilweise eine Folge der Intervention des IWF: Hunderttausende verloren durch die Streichung von Infrastrukturprojekten ihre Arbeit oder wurden als Folge verordneter Privatisierungen entlassen.

2.4 Die politische Krise und der Sturz Suhartos

Anfang 1998 schlug die wirtschaftliche in eine politischen Krise um, die schließlich zur Staatskrise wurde. Proteste, vor allem gegen die Verteuerung von Grundnahrungsmitteln aufgrund der vom IWF verordneten Subventionskürzungen, begannen das Land zu erschüttern. Ein Element der nun über die nächsten Monate hinweg andauernden Proteste und Demonstrationen waren von Anfang an anti-chinesische Ausschreitungen, die in der westlichen Presse ein starkes Echo fanden. Zwei Gründe für diese Ausschreitungen, die zum Teil Pogromcharakter trugen, sind zu nennen: Einerseits kontrolliert die chinesische Minderheit (4% der Bevölkerung) rund 70% des Reichtums in Indonesien77, ist also in der wirtschaftlichen Elite Indonesiens überproportional vertreten. Viele Banken und Geschäfte sind in chinesischer Hand. Bei allgemein gegen die herrschende Ordnung und die Symbole des Reichtums gerichteten Protesten waren daher Unternehmen in chinesischer Hand fast automatisch Ziel von Übergriffen – auch ohne rassistischen Hintergrund. Andererseits wurden die Chinesen von der indonesischen Elite oft als Sündenböcke mißbraucht, so bereits beim Putsch 1965 und erneut 1998. „Sie müssen den Buckel hinhalten, damit die Prügel nicht die wahren Schuldigen trifft.“78 Schon bald tauchte die Vermutung auf, die antichinesischen Ausschreitungen wurden vom Militär bewußt geschürt. Das Far Eastern Econommic Review schrieb: „Prominent military officials are trying to fan anti-Chinese sentiment in attempt to divert popular criticism from Suharto.“79

Die Krawalle anfang 1998 waren jedoch keineswegs ausschließlich gegen Chinesen gerichtet. Im Januar gab es eine deutliche Zunahme von Streiks und militanten Protesten in Surabaya, bei denen Tansparente mit Slogans wie „Reduziert die Preise – zerschlagt die Zentren der Macht“ getragen wurden80. Am 10.02. demonstrierten mehrere hundert Menschen in Jakarta gegen Preissteigerungen und Arbeitslosigkeit. Am 12.02. zündeten rund 500 Demonstranten in Jatiwangi 13 Geschäfte an und warfen bei weiteren 30 die Scheiben ein81. Am 13. und 14.02. gab es Ausschreitungen von tausenden wütenden Armen in Jakarta, bei denen drei Menschen erschossen wurden. Tausende Arbeiter und Studenten demonstrierten am 18.02. in verschiedenen Städten und griffen Unternehmen und Verwaltungsgebäude an. 3000 Studenten marschierten am 25.02. durch Jakarta82. Insgesamt brachen im Februar in mindestens 25 indonesischen Städten Krawalle gegen die aufgrund der vom IWF durchgesetzten Subventionskürzungen gestiegenen Preise aus83. Zu einem Fokus für die Bewegung, die sich zunehmend politisierte und immer offener den Sturz Suhartos forderte, wurde die seit dem 1.März tagende Volksversammlung. Sie bestätigte Suhartos siebte Amtszeit als Präsident und wählte Jusuf Habibie zu seinem Vizepräsidenten84.

Die wichtigsten Universitäten auf Java explodierten, und im ganzen Land breiteten sich [als Reaktion auf die Wiederwahl Suhartos, Anm.d.Verf.] Studentenproteste aus.“85 Trotz Demonstrationsverbot während der Sitzungsperiode der Volksversammlung kam es immer wieder zu Demonstrationen und Zusammenstößen, so am 11.3.98, als 50.000 vorwiegend studentische Demonstranten gegen die Wiederwahl Suhartos auf die Straße gingen86.

Ab April wurden die Zusammenstöße zwischen Studenten und der Polizei immer gewalttätiger. Die Studenten begannen, die Polizei mit Molotowcocktails und Steinen einzudecken und setzten Fahrzeuge in Brand. … Die Unigelände wurden zu Schlachtfeldern – umzingelt von Wasserwerfern und mit Tränengas bombardiert.“87

Anfang Mai wurde auf Druck des IWF die Subventionierung für Strom, Wasser, Bus und Bahn, Benzin und Kerosin aufgehoben. Die Preise schossen augenblicklich in die Höhe und führten zu einer neuen Welle der Proteste. Drei Tage lang wurde die Stadt Medan von militanten Demonstrationen erschüttert88. Gleichzeitig gab Suharto bekannt, es werde bis zum Jare 2003 keine politischen Reformen geben89 und goß damit zusätzlich Öl ins Feuer. Konkreter Auslöser der indonesischen Mai-Revolte war allerdings die Erschießung von 6 Studenten durch die Polizei nach einer friedlichen Demonstration von 5000 Menschen in Jakarta am 12.05.9890. Am nächsten Tag gab es erneut Proteste, denen sich viele Arbeiter und Arme anschlossen. Sie mündeten in einem dreitägigen Aufstand in Jakarta, gekennzeichnet durch Demonstrationen, massenhaften Ausschreitungen und Plünderungen. „Die Rebellion der armen Stadtbevölkerung war der entscheidende Wendepunkt“ der indonesischen Revolution91. Die beliebtesten Angiffsziele waren alle Objekte, die irgendwie mit dem Suharto-Clan in Verbindung gebracht wurden, so die von seinen Kindern geleitete Ministerien und Unternehmen. Während des Aufstandes wurden über 1.800 Tonnen Zucker und 500 Tonnen Reis geplündert, 4.204 Geschäfte, Einkaufszentren, Restaurants und Autowerkstätten wurden beschädigt, zerstört oder geplündert. Ebenso 500 Bankfiliaten, 12 Tankstellen und 14 Polizeistationen. Insgesamt starben bis zu 1.200 Menschen während des Aufstandes92, der schnell andere indonesische Städte erfasste. Suharto kehrte am 15.5. von einer Auslandsreise nach Jakarta zurück und versuchte, der Bewegung durch eine Rücknahme der Preiserhöhungen die Spitze zu nehmen. Doch es war zu spät, die Proteste verstärkten sich weiter. Sie nahmen wieder vor allem den Charakter politischer Demonstrationen an, an denen sich immer mehr Arbeiter beteiligten. Radiostationen und Universitäten wurden von den Protestierenden besetzt. Am 18.05. besetzten die Studenten das Parlament. Claire Fermont: „32 Jahre lang war das Parlament nichts als ein Tempel für Suharto gewesen: Debatten hatte es nicht gegeben. Während der studentischen Besetzung war es plötzlich Zentrum der politischen Veränderung.“93 Die Zahl der Besetzer stieg am 19.05 auf 30.000 an. Für den 20.05. war eine landesweite Massendemonstration geplant, über 1 Million Menschen wurden in Jakarta erwartet. Der Oppositionsführer Amien Rais sagte sie allerdings am Tag vorher ab. Angst vor einem Eingreifen des Militärs dürfte hierbei ebenso eine Rolle gespielt haben wie die unberechenbare Dynamik, die eine derartige Demonstration auf dem Höhepunkt der Revolte hätte entwickeln können. Dennoch sah Suharto sich am 21.05. zum Rücktritt gezwungen. 32 Jahre Diktatur hatten ihr Ende gefunden.

  1. Schluß

Das Hereinbrechen der Asienkrise in Indonesien im August 1997 zwang die Regierung sehr schnell, sich mit der Bitte um Unterstützung an den IWF zu wenden. Die Auswirkungen der IWF-Intervention auf die wirtschaftliche Krise in Indonesien sind, wie in Kapitel 2.3 geschildert, sehr umstritten. Zu einem Ende der Krise oder zu ihrer deutlichen Abschwächung führte sie zumindest 1998 nicht.

Die politische Krise in Indonesien, die im Mai 1998 mit dem Sturz des Diktators Suharto ihren (vorläufigen?) Höhepunkt fand, wurde durch die Maßnahmen des IWF auf jeden Fall erheblich verschärft. Denn die soziale Lage der großen Mehrheit der indonesischen Bevölkerung, die sich durch das Hereinbrechen der Asienkrise bereits erheblich verschlechtert hatte, verschärfte sich nach und durch die Intervention des IWF dramatisch. Den Anstieg der Zahl der in absoluter Armut lebenden Menschen in Indonesien innerhalb wenig mehr als eines Jahres von ca. 30 Mio. auf fast 100 Mio. wurde durch die Kredite und Strukturanpassungsprogramme des IWF nicht nur nicht verhindert, sondern meines Erachtens mit verantwortet. Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen der politischen Krise und der IWF-Intervention. Denn an zwei entscheidenden Punkten der Bewegung, die im Mai ´98 Suharto stürzte, stand der Protest gegen die Auswirkungen der IWF-Politik:

So zu Beginn des Jahres 1998, als die erste große Subventionskürzung bei Grundnahrungsmitteln Auslöser für die Indonesien in den nächsten Monaten erschütternde Protestwelle war, und zu Beginn der für die Bewegung entscheidenden Phase im Mai, als die vom IWF durchgesetzte Streichung der Subventionen für Treibstoffe, Strom und Wasser Anlaß für Aufstände im ganzen Land waren. Diese Subventionsstreichungen mit ihren direkten und sofort spürbaren Auswirkungen auf die Lebensrealität von Millionen Indonesiern legten die Basis für das Zusammengehen der vor allem ökonomisch motivierten Bewegung der städtischen Armen mit dem vor allem politisch motivierten Protest der Studenten. Dieses Zusammenkommen von ökonomischem und politischem Protest war entscheidend für den Sturz Suhartos.

Ob die ökonomische Krise auch ohne die Intervention des IWF in eine politische und Staatskrise übergeleitet hätte, ist zwar anzunehmen, kann aber nicht mit Sicherheit behauptet werden. Mit Sicherheit aber hätte dieser Prozeß der politischen Destabilisierung erheblich länger gedauert.

Der IWF, die „mächtigste internationale Organisation“94, spielte in Indonesien eine sehr unrühmliche Rolle. Er arbeitete bei dem Versuch der Bewältigung der Krise eng mit einem Diktator zusammen und versuchte dabei, dessen Regime am Leben zu erhalten. Zwar verlangte der IWF eine Beschneidung der Privilegien des Suharto-Clans, da diese den Interessen des internationalen Kapitals im Wege standen, er versuchte aber keineswegs, die Herrschaft dieses Clans zu beseitigen. Budiman Sudjatmiko, Vorsitzender der linken PRD (People´s Democratic Party), führte aus: „We have to understand whose interests the IMF represents. It represents imperialism, in this case the US. IMF style reforms only serve that sort of interest. It´s true the IMF puts pressure on Suhartos Cronies and tries to eliminate their special privileges. … But don´t imagine the IMF will help the people or democratise the economy. The IMF reforms hit the people, with mass sackings, removal of subsidies on basic necessities and rising taxes.“95 Die Kosten der Krise sollten nach Vorstellung des IWF nicht Suharto und sein Clan und schon gar nicht die westlichen Gläubiger und Investoren tragen, sondern die Arbeiter und Armen Indonesiens. So kommt auch Heribert Dieter zu dem Ergebnis: „Es muß darauf hingewiesen werden, daß der IWF … letztlich die Armen der Region nicht geschützt hat, wohl aber die westlichen Gläubiger.“96Und weiter: „Der IWF hat aber, noch stärker als er es in den 80er Jahren getan hat, in der Asienkrise Interessenpolitik betrieben: Im Mittelpunkt standen die Präferenzen der Wall Street.“97 Auch der amerikanische Ökonom John Kenneth Galbraith übt massive Kritik am IWF: „The peculiar genius of the IMF is to bail out those most responsible and extend the greatest hardship to the workers, who are not responsible.“98

War auf der einen Seite die dramatische Verschlechterung der Lebenssituation von Millionen Indonesiern direkte Folge der IWF-Politik, wurde auf der anderen Seite das Vermögen des Suharto-Clans (das in etwa der Kredit-Zusage des IWF vom April 1998 entspricht) nicht angetastet.

Franz Nuschelers 1996 allgemein über die IWF-Politik getroffene Aussage: „Der IWF drängte aber nicht auf eine höhere Besteuerung derjenigen, die den Gürtel ein gutes Stück enger schnallen könnten. Die Reichen blieben von seinen Auflagen weitestgehend verschont … Die Hauptlast der IWF-Sanierungsprogramme trugen die Schwächsten, die am wenigsten für die Verschuldungskrise verantwortlich waren“99 fand 1998 in Indonesien eine traurige Bestätigung.

Daß – auch als Folge der Intervention des IWF – Suharto gestürzt wurde, war mit Sicherheit nie eines der Ziele des IWF. Die Demokratisierung Indonesiens hatte nicht zu seinen Auflagen gehört. Sie mußte von der revoltierenden Bevölkerung selbst erkämpft werden.

1 Dieter, Heribert: Die Asienkrise. Ursachen, Konsequenzen und die Rolle des Internationalen Währungsfonds, Marburg 1999, S.13

2 Gärtner, Markus: Die Gefahr einer verlorenen Wachstumsdekade, in: Handelsblatt, 01.07.1998, S.25

3 o.V.: Schockwellen aus Fernost, in: Der Spiegel, 4/1998, S.76

4 Dieter S.13

5 Abaffy, Josef: Aufstand gegen die Verarmung, in: Handelsblatt, 11.2.99

6 Zitiert nach Landgraf, Anton: Im Land der Zombie-Ökonomen, in Jungle World 20/98, S.5

7 Bratta, von Mario (Hsg.): Der Fischer Weltalmanach 1994, Frankfurt/M 1993, S.443

8 Bratta, von Mario (Hsg.): Der Fischer Weltalmanach 1997, Frankfurt/M 1996, S.299

9 Dieter, S.20

10 Feridhanusetyawan, Tubagus: Social Impact of the Indonesian Economic Crisis, in: The Indonesian Qarterly Nr.4, 1998, S.324

11 Fermont, Claire: Indonesien. Das revolutionäre Inferno, in: Die indonesische Revolution. Berichte, Interviews und Analysen, Frankfurt/M. 1999, S.4

12 Fermont S.4

13 Gavi, Philippe: Konterrevolution in Indonesien, Frankfurt/M 1969, S.8

14 Branigin, William: Suharto´s Lagacy: Progress an Graft, in: International Herald Tribune, 22.05.1998, S.2

15 Fermont S.3

16 Spitz, Brigitte: Eine angekündigte Katastrophe, in: FR, 08.09.99, S.3

17 Fermont S.4

18 Chomsky, Noam: Einstürzende Altlasten, in: Le monde diplomatique, 12.06.1998, S.5

19 Branigin, S.2

20 Hempel, Dirk: Indonesiens Papi. Geschichte einer Entwicklungsdiktatur, in: Jungle Wolrd, 20/98 S.5

21 Ebenda

22 Branigin, S.2

23 Ebenda

24 Dieter S.21

25 Bratta, von Mario (Hsg.): Der Fischer Weltalmanach 1997, Frankfurt/M 1996 S.299f

26 Bratta (1993) S.446

27 Bratta (1996) S.299f

28 Branigin S.2

29 Fermont S.7

30 Fermont S.7

31 Feridhanusetyawan S.342

32 Dieter S.52

33 o.V.: Schockwellen aus Fernost, in: Der Spiegel, 4/1998, S.78

34 Siehe „Chronologie der Asienkrise“, in Dieter S.165ff

35 o.V.: Schockwellen aus Fernost, in: Der Spiegel, 4/1998, S.76

36 o.V.: In Wirtschaftswoche, 29.01.1998

37 Bratta (1998) S.350f

38 Siehe „Chronologie der Asienkrise“, in Dieter S. 165ff

39 o.V.: Schockwellen aus Fernost, in: Der Spiegel, 4/1998, S.76

40 Haubold, Erhard: In Frankfurter allgemeine Zeitung, 28.8.1997, S.1

41 Dieter S.75f

42 Dieter, S.14

43 Dieter, S.67

44 o.V., in: Financial Times, 17.06.97

45 Callinicos, Alex: World Capitalism at the abyss, in: International Socialism Nr. 81, London 1998, S.5f

46 Feridhanusetyawan S.327

47 o.V.: Schockwellen aus Fernost, in: Der Spiegel, 4/1998, S.77

48 o.V.: In Wirtschaftswoche 29.01.98

49 o.V.: Rupiah-Crash lähmt Indonesien. in: Handelsblatt, 23.01.98, S.21

50 Kunze, Carlos: Indonesien geht der Sprit aus, in: Jungle World 20/98, S.4

51 Feridhanusetyawan S.328

52 Bambery, Chris: Bericht aus Indonesien, in: Die indonesiche Revolution. Berichte, Interviews und Analysen, Frankfurt/M, 1999, S.24

53 Dieter S.167

54 Dieter S.81 und S.168

55 Dieter S.80f

56 Klinken, van Gerry: From go-go to yoyo, in: Internet: www.insideindonesia.org/edit54/ec1/html, Zugriff am 10.08.1999, S.3f

57 Sikorski, Douglas: The financial crisis in Indonesia: Explantations and Controversies, in: The Indonesian Qarterly Nr.4, 1998, S.366

58 Dieter S.88

59 Bundesstelle für Außenhandelsinformationen (Hsg.): Wirtschaftsdaten Aktuell. Asien/Ozeanien, Köln 1999, S.1

60 Ebenda S.2

61 Ebenda

62 Institut für Asienkunde Hamburg (Hsg.): Südostasien Aktuell, Januar 1999, Hamburg 1999, S.20

63 Dieter S.82

64 Bundestelle für Außenhandelsinformationen S.2

65 Dieter S.94

66 Sikorski, S.372

67 Feridhanusetyawan S.329

68 Gärtner S.25

69 Südostasien Aktuell, Januar 1999, S.20

70 Feridhanusetyawan S.351

71 Feridhanusetyawan S.355

72 Feridhanusetyawan S. 363

73 Chomsky S.5

74 Dauth

75 Fermont S.6

76 Kunze, S.4

77 Fermont S.8

78 Dauth, Jürgen: Chinesen sind die Prügelknaben. in: FR, 23.2.98, S.3

79 Zitiert nach McGarr, Paul: Behind indonesia´s explosion of anger, in: Socialist Worker, London 23.05.1998

80 Fermont S.9

81 o.V.: Suharto droht Demonstranten mit Härte des Militärs, in: FR, 13.2.98, S.5

82 Balowski, James: Chronology of a crisis, in: Internet: www.silas.unsw.edu.au/greenleft/1998/318/318cenb.htr, S.1f

83 o.V.: Studenten protestieren in Jakarta gegen hohe Preise, in: FR, 3.3.98, S.6

84 Dauth, Jürgen: Die Opposition such einen Helden, in:FR, 11.3.98, S.8

85 Fermont S.9

86 o.V.: Protest in Indonesien ausgeweitet, in:FR, 12.3.98, S.5

87 Fermont S.9

88 Dauth, Jürgen: Die Armen haben am meisten zu verlieren. in: FR, 12.5.98, S.3

89 Balowski S.3

90 Landler, Mark: Anti-Suhatro-Protests turn Bloody in Jarkarta, in: International Herald Tribune, 13.05.1998

91 Bambery, S.24

92 Bambery, S.24

93 Fermont S.12

94 Nuscheler, Franz: Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, Bonn 1996, S.317

95 Morgan, Peter: Indonesia. The anger explodes. Interview with Budiman Sudjatmiko, Socialist Review April 1998, London 1998, S.10

96 Dieter S.96

97 Dieter S.15

98 Zitiert nach Dieter, S.96

99 Nuscheler, S.320f

  1. Literaturverzeichnis

Abaffy, Josef: Aufstand gegen die Verarmung, in: Handelsblatt, 11.02.1999.

Balowski, James: Chronology of a crisis, in: Internet: www.silas.unsw.edu.au/greenleft/1998/318/318cenb.htr, S.1f.

Bambery, Chris: Bericht aus Indonesien, in: Die indonesiche Revolution. Berichte, Interviews und Analysen, Frankfurt/M, 1999.

Bratta, von Mario (Hsg.): Der Fischer Weltalmanach 1994, Frankfurt/M 1993.

Bratta, von Mario (Hsg.): Der Fischer Weltalmanach 1997, Frankfurt/M 1996.

Bratta, von Mario (Hsg.): Der Fischer Weltalmanach 1999, Frankfurt/M 1998.

Bundesstelle für Außenhandelsinformationen (Hsg.): Wirtschaftsdaten Aktuell. Asien/Ozeanien, Köln 1999.

Callinicos, Alex: World Capitalism at the abyss, in: International Socialism Nr. 81, London 1998.

Chomsky, Noam: Einstürzende Altlasten, in: Le monde diplomatique, 12.06.1998.

Dauth, Jürgen: Chinesen sind die Prügelknaben. in: Frankfurter Rundschau, 23.2.98.

Dauth, Jürgen: Die Opposition such einen Helden, in: Frankfurter Rundschau, 11.3.98.

Dauth, Jürgen: Hunger läßt Indonesier wüten, in: Frankfurter Rundschau, 07.02.98.

Dieter, Heribert: Die Asienkrise. Ursachen, Konsequenzen und die Rolle des Internationalen Währungsfonds, Marburg 1999.

Fermont, Claire: Indonesien. Das revolutionäre Inferno, in: Die indonesische Revolution. Berichte, Interviews und Analysen, Frankfurt/M 1999.

Feridhanusetyawan, Tubagus: Social Impact of the Indonesian Economic Crisis, in: The Indonesian Qarterly Nr.4, 1998.

Gärtner, Markus: Die Gefahr einer verlorenen Wachstumsdekade, in: Handelsblatt, 01.07.1998.

Gavi, Philippe: Konterrevolution in Indonesien, Frankfurt/M 1969.

Haubold, Erhard: In Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.8.1997.

Hempel, Dirk: Indonesiens Papi. Geschichte einer Entwicklungsdiktatur, in: Jungle Wolrd, 20/98.

Institut für Asienkunde Hamburg (Hsg.): Südostasien Aktuell, Januar 1999, Hamburg 1999.

Klinken, van Gerry: From go-go to yoyo, in: Internet: www.insideindonesia.org/edit54/ec1/html, Zugriff am 10.08.1999.

Kunze, Carlos: Indonesien geht der Sprit aus, in: Jungle World 20/98.

Landgraf, Anton: Im Land der Zombie-Ökonomen, in Jungle World 20/98.

Landler, Mark: Anti-Suharto-Protests turn bloody in Jakarta, in: International Herald Tribune, 13.05.1998.

McGarr, Paul: Behind indonesia´s explosion of anger, in: Socialist Worker, London 23.05.1998.

Morgan, Peter: Indonesia. The anger explodes. Interview with Budiman Sudjatmiko, Socialist Review April 1998, London 1998.

Nuscheler, Franz: Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, Bonn 1996.

o.V.: In: Financial Times, 17.06.97.

o.V.: In: Wirtschaftswoche 29.01.98.

o.V.: Protest in Indonesien ausgeweitet, in: Frankfurter Rundschau, 12.3.98.

o.V.: Rupiah-Crash lähmt Indonesien, in: Handelsblatt, 23.01.98.

o.V.: Schockwellen aus Fernost, in: Der Spiegel, 4/1998.

o.V.: Studenten protestieren in Jakarta gegen hohe Preise, in: Frankfurter Rundschau, 3.3.98.

o.V.: Suharto droht Demonstranten mit Härte des Militärs, in: Frankfurter Rundschau, 13.2.98.

Sikorski, Douglas: The financial crisis in Indonesia: Explantations and Controversies, in: The Indonesian Qarterly Nr.4, 1998.

Spitz, Brigitte: Eine angekündigte Katastrophe, in: Frankfurter Rundschau, 08.09.99.